Montag, 8. Januar 2018

Kein Lichtblick

Meine Lieben,
Zu gerne würde ich hier einmal wieder etwas positives berichten. Ja es gab in den letzten Tagen Anzeichen, das es meiner Frau besser gehen würde. Unser Sonntag morgen begann so schön und hoffnungsfroh. Ich hatte wieder etwas mehr Vertrauen in die Zukunft. Aber das Gegenteil sollte der Fall sei. Am Nachmittag kippte alles ins totale Gegenteil und meine Frau war nicht mehr zu beruhigen. Wir unterhielten uns über mich, wie es weiter geht und ich sagte ihr, das ich das im Moment nicht wisse. Ich sagte ihr was ich gerne täte und wir sprachen über den zeitlichen Rahmen. Wir sprachen ziemlich lang darüber, und sie sagte immer wieder, dass sie diesen Weg nicht mitmachen kann, nicht mitmachen will, auch dass sie ja schließlich einen Mann geheiratet hat und keine Frau. Und dann das Gerede, die Nachbarn, die Kollegen... Jeder der in unserer Situation ist kennt diese Gespräche. Aber auch wenn man davon liest oder gelesen hat tut die Realität sehr weh. Als transident Mensch kannst du die Sorgen und Nöte des anderen so gut verstehen und nachvollziehen. Zum Teil sind das ja auch die eigen Sorgen. Es sind aber auch die Sorgen um den Partner und die Partnerschaft. Und es gibt bittere Erkenntnisse: Die Sorge um sich selbst, wie man mit der Situation umgeht ist für die Frau größer als ihr Verständnis für mich als von der Natur verarschte. Ich weiß es ist nicht leicht für außenstehende nachzuvollziehen, was in uns vor sich geht. Aber es hat so den Anschein, dass das eigene Ego wichtiger ist. Wahrscheinlich wird das sich für sie ähnlich darstellen, aber ich zerbreche mir seit Jahren den Kopf darüber wie das für sie ist und was ich tun könnte um ihr zu helfen. Die nächste Erkenntnis ist, ich kann mit ihr weinen, aber hauptsächlich nur, wenn es um ihren Wunsch geht, das alles so bleibt wie es ist. Das ist für mich wie ein Stich ins Herz. So viel Hoffnung habe ich in den letzten Monaten und Tagen darein gesetzt, das jetzt, wo sie alles weiß, das jetzt für mich alles gut wird. War das nur naives Wunschdenken? Die nächste harte Erkenntnis für mich ist, auch wenn meine geliebte Frau noch so bitterlich schluchst, durch Weinkräfte geschüttelt wird, sie sich total verkrampft und sie so sehr leidet, das es mir das Herz zerreißt, dass ich dennoch nicht aufhören kann. Ich kann das nicht. Und das erschreckt mich. Ich habe ihr in meiner Not vorgeschlagen, Zuhause ab und zu als Frau aufzutreten. Das könnte sie vielleicht akzeptieren. Aber kurz danach brach die Welt für sie wieder zusammen. Eigentlich bräuchten wir beide Ruhe und Entspannung. Seit Wochen und Monaten schlafen wir beide nicht mehr richtig und viel zu oft ist die Nacht um 3 Uhr vorbei. Darunter leidet mittlerweile absolut alles und eine Lösung ist nicht in Sicht. Leider ist es noch immer so. Entweder geht es ihr gut oder mir. Beides geht wohl nicht. Es hat leider auch noch nicht geholfen, darüber zu reden. Auch meine Versuch Ängste abzubauen sind kläglich gescheitert. Sie will mich auch nicht zum Psychologen oder zur Therapeutin begleiten. Darüber reden würde ihr nicht helfen. Auch ein eventuelles Treffen mit anderen Frauen, denen es auch so geht wie ihr jetzt lehnt sie kategorisch ab. Ich weiß nun in vielerlei Sicht nicht mehr was ich machen kann. Sie will ja auch wegen ihrer starken Kopf- und
sonstigen Schmerzen weder etwas nehmen noch zum Arzt gehen. Ich komme mir so hilflos vor. Meine letzte Hoffnung sind nun die zwei Termine in dieser Woche. Aber was können die bewirken wenn sie nicht will, wenn für sie nichts mehr zählt und ihre Welt und Träume in Trümmern liegen. Ich kann doch nicht so tun, als ob alles in Ordnung sei. Ich kann doch nicht aufhören ich zu sein. Ich kann doch nicht aufhören eins mit mir zu werden. Kann ich zulassen das sie ganz zerbricht? Wer kann das? Lässt sie zu, das ich zerbreche? Was für einen Sinn hat es, dass wir beide zerbrechen? Warum ist das Leben so grausam?
Sorry, ich würde euch wirklich lieber Mal etwas schönes schreiben, Andrea war ja auch mal wieder einkaufen, aber mir ist einfach nicht danach. Die Seele ist einfach nur kaputt. Und wenn ich daran denke, wie sich meine Frau heute durch den Arbeitstag schleppt, hoffe ich nur, dass sie heute Abend heil Zuhause ankommt. So schlimm ist das.

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