Donnerstag, 20. Dezember 2018

Die Zeit der vielen ersten Male...

Am Tag danach hatte ich wieder einen Termin. Diesmal bei meinem Psychologen. Ich hörte wieder so früh wie möglich in der Firma mit dem Arbeiten auf und ging also um kurz nach 15:00 zum Auto. Ich suchte mir wieder einen ruhigen Platz und zog mich im Auto um. Es war wieder alles verpackt im Kofferraum. Nachdem ich umgezogen war fuhr ich über die Autobahn Richtung Nürnberg. Ich hatte allerdings einen dummen Tag erwischt, da es um ganz Nürnberg herum durch zum Teil schwere Unfälle zu großen Staus kam. Mir war klar, dass ich nicht rechtzeitig zum Termin kommen kann. Ich rief deshalb in der Praxis an und durfte auch später noch kommen. Endlich war ich wieder von der Autobahn runter und nun musste ich noch in die Innenstadt fahren. Berufsverkehr bedingt dauerte das auch wesentlich länger als sonst. Es war nur Stop and go. Mir war klar, dass es immer später werden würde und so fing ich bei längeren Stopps an den Ampeln an mich zu schminken. Das klappte ganz gut. Als ich dann im Parkhaus an kam musste ich nur noch die Lippen und Augen machen und ein paar kleine Stellen schöner. Und dann war ich fertig und ging aus dem Parkhaus durch ein kleines Einkaufscenter zur Praxis des Psychologen. Dort war ich zum ersten mal nicht die einzige Transidente Person alleine. Es waren eine junge Trans Frau und ein Trans Mann dort, die auch einen Termin hatten. Ich musste noch einige Zeit warten,  bis ich endlich dran kam. Der Psychologe begrüßte mich zum ersten Mal mit Frau XXX und strahlte über das ganze Gesicht. Er kannte mich ja bislang nur auf Fotos als Andrea und da hatte ich auch immer eine Perücke auf. Das ganze Gespräch war sehr angenehm. Ich erzählte im von meinen Terminen bei meiner Therapeutin und dass ich die Termine für den Endokrinologen und beim Hautarzt habe. Zwischenzeitlich habe ich auch einen Termin beim Urologen gemacht, da es wohl Ärzte gibt, die ohne Urologische Untersuchung keine Hormon Therapie machen. Ich wollte da gleich auf Nummer sicher gehen. Nun bislang war ich so ca. alle 2 - 3 Monate bei meinem Psychologen. Er meinte, dass das nun nicht mehr  notwendig sei, ich darf natürlich kommen aber es reicht auch, wenn ich die Gutachten für das Gericht und die OP benötige. Ist ja auch OK. Dann war der Termin auch schon wieder vorbei. Und so nutze ich natürlich die Gelegenheit und ging zum ersten Mal als richtige Andrea in mein Heimatstadt zum Shoppen und auf den Christkindlesmarkt. Ich hatte noch 3 Stunden Zeit, bis die Geschäfte geschlossen  hatten. Durch die Vorweihnachtszeit war die Stadt und natürlich der Christkindlesmarkt sehr voll. Ich hatte auch wie ich so Richtung Weihnachtsmarkt ging gedacht, ob es nicht sehr leichtsinnig ist dort hin zu gehen, weil ich da natürlich gesehen werden könnte. Aber ich wollte unbedingt raus. Und so lief ich, wie so viele andere Menschen über den Weihnachtsmarkt durch die schönen Gässchen. Dann ging ich weiter in die Innenstadt und bummelte durch etliche Geschäfte. Ich probierte ein paar Sachen und musste plötzlich feststellen, dass die Zeit nur so vorangerast sein musste. Denn es war auf einmal kurz vor 20 Uhr, also Geschäftsschluss. Ich habe mir auch einen Pullover und eine Hose gekauft. Zurück ging es wieder über den Weihnachtsmarkt und dann zum Auto. Ich fuhr durch die Stadt in Richtung meinem Zuhause. Unterwege hielt ich an und schminkte mich ab und zog mich mit sehr viel Wehmut wieder um. Ja, das waren ein paar sehr schöne Stunden. Ich fühlte mich frei und gut und es machte mir großen Spaß so durch die Stadt zu laufen. Ich hoffe, das ich das sehr bald nur noch so machen kann. Es bewegt sich ja in die richtige Richtung, trotz aller traurigen Ereignisse zuhause.


Gibt es eine Steigerung von besch....

Die letzten Tage bin ich ja mit einem für mich langsam untypischen Lächeln auf Wolke 7 schwebend herum gelaufen. Ich habe diesen Zustand ausgekostet, weil ich weiß, das bleibt nicht so. Und wie das immer mit Vorahnungen ist, sie treten eher als einem lieb ist ein. Innerlich darauf eingestellt, nach Weihnachten Zuhause alles klar zu machen lebte ich so in den Tag hinein, zumindest in der Gewissheit das es vorwärts geht. Und dann kommt Abends die Frau heim, sitzt nach einer Weile völlig ausgelöscht im Wohnzimmer auf der Couch. Nach gut zureden erzählte sie dann, das sie wieder von einer Kollegin auf mein komisches Aussehen angesprochen wurde. Die hatte sie angeblich schon Mal vor ein paar Wochen angesprochen. Und nun kam alles wieder hoch. Ich habe sie betrogen, Jahre lang unter falschen Voraussetzungen geheiratet und und und. Und sie wollte auch wissen, was ich mache. Ich sagte ihr mehrmals, dass ich so wie jetzt  nicht weiter leben kann. Sie war an diesem Abend sehr fertig und hat viel geweint. Ich möchte nicht alles hier erzählen, aber es war alles andere als schön. Ich habe mich wohl schon innerlich damit abgefunden, dass es mit uns aus sein wird. Ich war komischer Weise total ruhig. Das hat mich wirklich überrascht und erstaunt.

Montag, 17. Dezember 2018

Schon wieder ein erstes Mal

Ja, die letzte Zeit war spannend. Sehr spannend. Ich habe in der letzten Woche die Weichen für die Zukunft gestellt, in die einzige und richtige Zukunft. Nun, ich habe mich trotz der Probleme Zuhause schon lange lange nicht mehr so glücklich und euphorisch gefühlt als die Tage danach. Nun, die Termine machte ich am Dienstag aus und am Donnerstag hatte ich wieder einen Termin bei meiner Therapeutin. Der war erst um 18 Uhr. Ich verließ die Arbeit aber schon um 15 Uhr. Denn ich wollte natürlich wieder richtig dort hin gehen. Ich hatte im Kofferraum meines Autos alles dabei was ich so brauche. Ich zog mich also im Auto an einem hoffentlich ungestörten Ort um und fuhr dann über die Autobahn in Richtung Therapeutin. Wenn jemand in mein Auto gesehen hätte, hätte man eine ziemlich glücklich aussehende Andrea gesehen, ungeschminkt mit schwarzen Bartstoppeln. Ich kenne aber auf dem Weg einen Platz, an dem ich mich noch zurecht machen könnte. Ja das Leben könnte in der Tat einfacher sein, weil sich im Auto zu schminken und das jahreszeitlich bedingt im immer dunkler werdenden Auto ist echt alles andere als schön. Aber OK es hat geklappt. Meine Haare versuchte ich auch mit viel Haarspray in eine passable Form zu bringen. Soweit ich im Auto sehen konnte hat es ganz gut geklappt. Nun hatte ich noch viel Zeit bis zum Termin. So fuhr ich so weit wie möglich in die Innenstadt, parkte mein Auto. Dann zog ich meinen Anorak an und verließ mein Auto. Ich ging dann Richtung Innenstadt am Weihnachtsmarkt vorbei. Die Buden waren, wie der Markt gut beleuchtet und es waren sehr viele Menschen unterwegs. Und eine von ihnen war zum ersten mal ohne Perücke unter all den Menschen und freute sich immer mehr, das sie niemand groß beachtete. Ja, es ist schon etwas anderes ganz so wie man ist unter Menschen zu gehen. Aber es hat wohl niemanden gestöbert. Ich ging dann auch noch durch ein paar Geschäfte gegangen, Bekleidungsgeschäfte natürlich, und habe mir in Ruhe so einiges angesehen. Aber auch hier war ich nur eine unter vielen. Leider verging natürlich die Zeit viel zu schnell und ich musste zu meinem Termin. Im Januar bekomme ich von ihr die notwendigen Unterlagen für den Endokrinologen 😊 .
Die meinte, damit habe ich jetzt meinen Alltagstest begonnen. Ich weiss nicht, ob Test das richtige Wort ist, weil ich einfach viel zu überzeugen davon bin, das ich so als Andrea richtig bin. Richtiger wäre vielleicht ein hineinwachsen ins richtige Ich verbunden mit lernen, üben mit Rückschlägen und Erfolgen und einem Ziel fest vor Augen.

Es reicht nicht, von etwas überzeugt zu sein, es muss auch die Zeit reif dafür sein.

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Termine

Die liebe Vorweihnachtszeit. Für die einen Vorfreude und Spannung, für die Anderen Stress ohne Ende und im Beruf jagd ein Termin den anderen, weil es alles so extrem wichtig ist und es im neuen Jahr ja keine Sachen gibt, die so wichtig sind wie gerade jetzt. Und dann gibt es die, so wie ich, die tragen bei all dem noch zusätzlich ein paar schwere Probleme mit sich herum tragen. Ich habe aber keine Lust mehr, mich nur mit ungelösten Problemen herum zu schlagen. Nun wie ich vor ein paar Tagen geschrieben habe, alles hat seine Zeit und manches muss einfach reifen. Und wenn die Zeit reif dafür ist, dann ist es auch gut. Nun mein Bauchgefühl sagt mir es ist jetzt gut für den nächsten großen Schritt. Und den Schritt bin ich gestern gegangen. Ich gebe zu, ich war schon lange nicht mehr so nervös wie gestern. Ich suchte mir im Internet ein paar Adressen in Nürnberg und dann wartete ich, dass eines der Besprechungszimmer frei würde. Ich sitze ja in einem Großraumbüro und ich wollte auf jeden Fall ungestört sein. Nun es war wie verhext und ich musste bis 14:30 warten bis eines frei war. Nun ich tätigte den ersten Anruf, ein Reinfall, nur für Privat. Der nächste Anruf brachte auch nichts. Aber beim dritten Versuch hat es dann doch geklappt. Noch dazu in einer Gegend die ich gut erreichen kann . Und ich habe nicht nur einen Termin, sondern gleich zwei bekommen. Allerdings sind die Facharzt typisch erst Ende Februar und Anfang März. Jaaaaaaaaaaaa ich habe meine ersten Termine beim Endokrinologen, wobei der zweite der für die Ergebnisse der Blutuntersuchung ist 🤪 aber muss ja sein.... Tja, und weil ich schon Mal dabei war, hab ich auch noch einen Termin beim Hautarzt ausgemacht. Mein Damenbart ist einfach zu schwarz und das finde ich nicht so prickelnd. Nun ja, ich schwebe Mal ein wenig auf Wolken, ehe mich die bittere Realität wieder auf den Boden holt. Aber im Moment freue ich mich einfach Mal.



  1.  Und es kommt die Zeit, da muss man einen weiteren Schritt gehen in das unentdeckte Land, und gilt es nur das eigene Leben zu entdecken. Das vielleicht größte Abenteuer dem wir uns stellen können.

Zwei zur Therapie

November Grau. Ein Monat oder Tage die Veränderungen brachten. Ein Monat, an dem ich noch nie so traurig war, noch nie so viel geweint hatte um einen andern Menschen. Wer Beit Twitter bei mir mitgelesen hat, weiß vielleicht um wen es ging, mehr möchte ich hierzu, auch wenn ich es gerne täte, nicht schreiben. Es war jedenfalls so, das ich emotional die ltztlet Wochen ziemlich gelitten hatte, zusätzlich zu meinen persönlichen Problemen. Vielleicht hat meine Frau ja tatsächlich gemerkt, das es mir nicht gut ging. Und so stimmte sie zur großen Überraschung zu, doch einmal mit zu meiner Therapeutin zu gehen. Eigentlich war ich durch den Tod der Person, von der ich oben nur andeutungsweise geschrieben habe ein denkbar ungünstiger Augenblick, und wir fassten auch drei mögliche Termine ins Auge. Zwei Stunden vor der Therapiestunde sagte sie das sie mitkommt. Für den Fall, das sie nicht mit gekommen wäre, hatte ich alles im Auto dabei um wieder als mein wahres ich dort hin zu gehen. Ich hätte natürlich auch gleich so hinfahren können, aber dann wäre meine Frau sicherlich nicht mehr mit hin gegangen. So trafen wir uns in einer Seitenstraße und gingen dann gemeinsam zur Therapeutin.

Nun es kamen für meine Frau doch einige neue Sachen ans Licht, also um genau zu sein so ziemlich alles. Sie war da sehr gefasst, auch wenn ich ihr ansehen könnte, das sie das viel Kraft kostete.

Für sie bin ich ein Betrüger, weil ich ihr gleich am Anfang unserer Beziehung hätte sagen müssen was los ist. Damals dachte ich allerdings im Traum nicht daran, das es einmal soweit kommt, wie es heute ist, ich dachte vielmehr ich käme damit klar und es erfährt davon nie jemand etwas.
Sie macht auch ganz klar, das sie nur einen Mann geheiratet hat, und akzeptiert auch nichts anderes, bestenfalls es bleibt wie es ist.

Die Therapeutin machte ihr mehrmals klar, das ich am Ende bin und nicht mehr kann.

Wenn ich mir das vor Augen halte und wie ihr Verhalten heute morgen wieder war, glaube ich, das ist immer noch nicht angekommen...

Und jetzt ein paar Tage später wird immer klarer, sie blendet es aus. Sie ignoriert es einfach. Also zumindest nach außen.