Samstag, 6. Juni 2020

Auf dem Weg zur GAOP 3

Endlose Jahre sind vergangen. Traurige Zeiten kamen und gingen. Dann habe ich nicht mehr anders gekonnt und bin den Weg gegangen, um endlich so zu sein, wie ich eigentlich  bin. Ich hatte das 2016 im Herbst so sehr gespürt, das es keine Alternative mehr für mich gibt. Von da an war es noch ein langer, steiniger Weg mit sehr vielen Tränen, Kummer, Sorgen, Zweifeln und Ängsten. Es gab dazwischen auch viele schöne Erlebnisse, viele erste und letzte Male. Ich habe mich, aus Rücksichtnahme sehr oft zurück gehalten und trotzdem nie aufgegeben. Ich bin so oft in tiefen Seelischen Tälern gelandet und hab mich wieder heraus gekämpft. Ich habe um meine Ehe gekämpft, aber verloren, aber dafür eine sehr gute Freundin gewonnen. Das ist mehr  als ich oft zu hoffen wagte. Ja, ich habe nach dem Outing meiner Frau gegenüber im April 2017 sehr lange gebraucht, bis ich endlich komplett als Frau leben konnte, auch wenn ich das nun alleine tue. Aber ich habe, auch wenn mich die Einsamkeit oft kaputt macht, doch immer mein Zeil weiter verfolgt. Nun das große Ziel hieß für mich immer von Anfang an, das was die Natur mir versagt hat, so weit es machbar ist anzugleichen. Für mich hat das immer bedeutet, Körper und Seele in Einklang zu bringen. Denn noch ist das nicht ganz so. Die Hormone tun zwar langsam und stetig ihre Arbeit und ich lebe so, wie es richtig ist, aber es fehlt mir noch der letzte große Schritt, die GaOP. Nun, auch wenn ich mich wiederhole, ich hatte meinen Antrag bei der Krankenkasse nach nur 12 Tagen genehmigt bekommen. Da war für mich die Welt nach so langer langer Zeit endlich in Ordnung. Nun, danach war es das für längere Zeit leider gar nicht mehr. Es kam der Brief vom 2. Gutachter, dass das Gutachtengespräch erst in 4 Monaten, also Anfang Juli 2020 sein soll. Dann sagte mir mein 1. Gutachter, dass er mindestens 6 Wochen braucht das Gutachten zu schreiben. Und da brach meine Welt für mich emotional auseinander. Denn das bedeutete für mich, dass ich meine Unterlagen zur Klinik erst dann schicken konnte, weil sie eben ein Gutachten (sie schrieben z.B. Gerichtsgutachten) haben wollten. Gut, dass ich meine Therapeutin hatte. Beim nächsten Termin im März sagte sie mir, ich solle doch das Indikationsschreiben, dass ja auch ein Gutachten ist an die Klinik schicken. Ich habe das dann tatsächlich noch zusammen mit ihrem Verlaufsbericht eingescannt und an die Klinik, zusammen mit dem Kostenübernahmeschreiben per E-Mail gesendet. Wie mir vorher von dort mitgeteilt wurde, solle ich dann ca. 10 Tage später zwecks der Terminvergabe anrufen. Das hätte so schön sein können. Nur wurde die Welt halt leider vom Coronavirus heimgesucht. Und alle planbaren OP's wurden verboten und auf unbestimmte Zeit verschoben. Rein Rational habe ich das ja auch verstanden, ich hätte als Politiker auch nicht anders gehandelt. Aber rein Emotional war das für mich echt eine Katastrophe. Die Hormone tun in mancher Beziehung ihre Arbeit extrem gut und das besonders auf emotionaler Seite. Und deshalb hat mich das auch so extrem runter gezogen. Es war so die extreme Achterbahnfahrt. Erst lief alles so gut, und es ging auch endlich schnell weiter, fast schien es, ich holte plötzlich die Zeit ein, die ich so oft verloren hatte. Und dann kam dieser große Stopp. Nun ich rief trotzdem in der Klinik an. Sie sagten mir, ich solle gegen Ende April anrufen. Das tat ich und wurde vertröstet. In drei Wochen wieder. Und da hieß es wieder - in Zwei Wochen wieder. Ja die Warterei nervte. Der große Trost war, dass ich ja dann den 2. Gutachtertermin zwei Monate früher bekam, weil zu allem Unglück, auch Corona bedingt die Firma Kurzarbeit angemeldet hatte. Ja, März, April und Mai waren wirklich sehr schlimme Monat für mich. Mit der Zeit kamen dann ja die ersten Corona Lockerungen und irgendwann im Mai fingen ja die Krankenhäuser langsam wieder mit dem Normalbetrieb an. Ich hatte natürlich große Sorgen, und Befürchtungen, dass durch den OP Stopp und die daraus resultierenden vielen Verschiebungen eine OP für mich in diesem Jahr nicht mehr möglich sein wird. Nun die letzten 2 Wochen wurde ich zumindest was die rechtliche Seite betrifft wieder viel optimistischer. Das zweite Gutachten  ist fertig, und ich warte nur noch auf den Beschluss des Gerichts. In dieser Woche waren dann wieder zwei Wochen um, nach denen ich in der Klinik anrufen durfte. In Facebook lass ich, dass dort jemanden gesagt wurde, Ende der Woche kann angerufen werden. Ok, eigentlich wollte ich das noch am Mittwoch machen, aber sicher ist sicher machte ich das am Donnerstag in der Arbeit. In der Firma ist durch die andauernde Kurzarbeit und das viele Homeoffice nicht viel los, aber dadurch, das Meetings nur per Videokonferenz stattfinden, gibt es einen Mangel an Besprechungszimmern. Da kann man nämlich die Tür zu machen, und es  hört niemand mit, nicht wie bei mir im Großraumbüro. Ich rief also in der Klinik an, mit gemischtem Gefühl. Ich hatte schon die Befürchtung, man vertröstet mich wieder. Aber diesmal nicht. Die Dame am Telefon sah sich nochmal meine Unterlagen auf Vollständigkeit an und sagte dann, so dann schaue ich mal nach einem freien Termin. Wow. Es dauerte ein wenig, nur unterbrochen durch ein, ich schaue noch, da sind schon alle Termine voll - na toll - und dann kam: Ich könnte Ihnen den 4. September anbieten!!!! Meine Güte - natürlich sagte ich ja. Ich war so überwältigt. Endlich einen Termin, noch in diesem Jahr und das schon in 3 Monaten - nur noch drei Monate. 
Dann klärten wir noch ein paar für den Krankenhausaufenthalt und die OP wichtige Dinge ab. So muss ich Mitte August in die Klinik zum Narkosegespräch. An diesem Tag finden dann auch alle Tests die man für eine, oder diese OP braucht statt. Am 2.9. muss ich dann für 10 Minuten in die Klinik zum vorgeschriebenen Coronatest. Da darf ich dann aber nicht im Krankenhaus bleibe, aus Sicherheitsgründen. OK, kein so großes Problem, dann fahre ich wahrscheinlich gleich wieder heim um am nächsten Tag wieder nach München zu fahren zur stationären Aufnahme. 

Nach diesem Telefonat war mir nicht mehr so ganz zum Arbeiten zu mute, ich war einfach zu glücklich. Endlich ist das Ziel in Sicht und hat einen festen Termin. Das ist schon krass nach all den Jahren, in denen ich so oft nur davon geräumt habe. Es gab Zeiten, da war es wirklich nur ein Traum, von dem ich wusste, dass er nie in Erfüllung gehen wird. Aber nun stehen die Chance, dass es endlich wahr wird ziemlich gut. Ich freu mich so sehr. Aber es ist auch ein komisches Gefühl zu wissen, dass ich heute in drei Monaten meine erste Nacht nach der OP habe und schon alles vorbei ist. Naja, alles vorbei natürlich nicht, weil die Zeit danach im Krankenhaus ja auch noch kommt und ja ich hab keine Angst vor dem ganzen aber einen großen Respekt. Na gut, es sind ja noch drei Monate bis da hin - oder sind es nur 3 Monate? Zeit genug jedenfalls, um den Aufenthalt in München und die Zeit danach zuhause vorzubereiten.

Einen kleinen Wermutstropfen hatte dieser Donnerstag allerdings auch noch. Das fing schon morgens nach dem Aufwachen an. Mir tat mein rechtes Auge weh. Vor dem Spiegel sah ich dann, dass es total rot war. Es fing auch sehr stark zu tränen  an. Ich fuhr trotzdem zur Arbeit. Das Auge tat den ganzen Tag weh. Ich rief dann auch bei meinem Augenarzt an, aber der hatte Urlaub und verwies auf seine Urlaubsvertretung in einer Augenklinik in Nürnberg. Dort bekam ich auch einen Termin am späten Nachmittag. Der Augenarzt sah sich das Auge genau an und schaute auch nach, ob es keinen Fremdkörper im Auge hatte. Das war aber nicht der Fall. Er verschrieb mir Tropfen, die ich mir auch gleich in einer Apotheke holte und Abends noch 5 mal genommen habe. Jetzt muss ich sie nur noch alle drei Stunden nehmen. Aber man sieht, das Leben nimmt nicht mal an solchen, eigentlich schönen  Tagen auf einen Rücksicht. Gut, meinem Auge geht es wieder besser, das rot ist weg und es tut nicht mehr weh. Aber die Tropfen nehme ich noch weiter...