Sonntag, 17. November 2019

Die erste Woche wieder in der Arbeit

Die Zeit des Urlaubs, wenn man ihn so nennen mag nach all dem Umzugsstress ist schnell vorbei gegangen. Vieles ist mittlerweile verräumt und die Kartons sind etwas weniger geworden. Das Leben 24/7 hat begonnen und es war keine große Umstellung für mich, war es doch alles noch im Urlaub passiert.

Sonntag Abend legte ich mir alles zurecht, was ich am nächsten Tag brauen würde. Ja, ich befürchtete, dass ich doch etwas nervös sein könnte und dann Hektik auf käme, die ich vermeiden wollte. Aber ich war am nächsten Morgen ganz ruhig und fuhr eher mit einem sehr freudigem Gefühl in die Arbeit. Ich parkte noch auf meinem alten Parkplatz und dann lief ich wie immer zum Büro. Ich begrüßte die Kollegen mit einem Guten Morgen und begab mich zu meinem Schreibtisch. Nun es war alles wie immer. Es gab kein herzlich willkommen oder sonst etwas, nein es verlief alles wie sonst auch. Auch als die anderen Kollegen nach und nach eintrafen war alles wie immer, nur dass sie mich halt mit Frau oder Andrea ansprachen. Ich gab dann in der Personalabteilung mein Meldebescheinigung ab. Auch auf dem Weg dort hin und zurück war alles ganz normal, bis auf dass mir nun von allen männlichen Kollegen die Türen aufgehalten wurden. Etwas, an dass ich mich wirklich erst noch gewöhnen muss. Aber schön so und ich bin, auch wenn es einfach typisch fränkisch nüchtern ablief total froh und glücklich darüber, dass es so gelaufen ist. Abends auf dem Weg zurück zum Auto regnete es und die Sonne ließ zwei schöne Regenbogen erscheinen. Ich habe das als Zeichen aufgefasst, dass tatsächlich alles gut ist, so wie es ist. Ich spürte eine totale Erleichterung und Freude ihn zu sehen und ich stieg sehr entspannt in mein Auto ein.

Ich fuhr nicht direkt nach Hause, sondern kauft unterwegs noch einen Wohnzimmertisch. Der Mitarbeiter der Warenausgabe fragt, als er den Karton brachte, wo mein Auto stehe und legte den Tisch dann in mein Auto. Wow - wie schön es doch sein kann.

Die nächsten Tage verliefen genau so angenehm und normal. Am Dienstag hatte mein neues Krankenkassenkärtchen seinen ersten Einsatz bei der Grippeimpfung beim Betriebsarzt.

Nun sind bereits zwei Wochen in der Arbeit vorüber. Alles geht seinen gewohnten Gang. Ich habe in der Zwischenzeit auch eine paar der Geschäftspartner mit denen ich es so zu tun habe informiert. Das war alles sehr easy und total entspannt. Es war auch, weil ich selbst mittlerweile in der Beziehung total entspannt bin ganz einfach für mich. Ich hätte es vorher nie geglaubt, gehofft ja. Nun seit dieser Woche habe ich auch mein neues Bankkärtchen und gestern kam auch die neue Kreditkarte. Bei meiner Versicherung für Haftpflicht ect. war ich auch und ganz erfreut, das es für sie kein Problem war auch hier schon meinen Vornamen zu ändern. Gleich ist bei allen, dass sie, wenn das Verfahren los gegangen ist etwas haben wollen, spätestens jedoch, wenn ich offiziell meine Vornamen und Geschlecht ändern konnte. Klar, hätten die von mir sowieso bekommen. Es muss schon alles dann auch richtig sein, das ist es jetzt ja noch nicht ganz, aber ich arbeite daran. Bei meiner Therapeutin war ich auch, da wäre ich eigentlich durch und müsste versuchen eine langzeit Therapie zu bekommen. Ganz aufhören möchte ich nicht, auch wenn ich es nicht nötig habe aber andererseits tut es ganz gut über alles reden zu können und zu wissen dass da jemand ist, der sich damit aus kennt.

Nach den letzten beiden Besuchen bei der Logopädin bin ich jedes mal mit einem so guten Gefühl nach Hause gefahren, weil sie mit mir so zufrieden war. Neben der Stimme freut mich besonders, dass sie gesagt hat, dass sie mir bei Mimik und Gestik nicht beibringen wird, weil das alles schon da ist und ganz natürlich ist. Oh das ist so schön. So ein Feedback bekomme ich ja sonst gar nicht zu hören und da freut es mich ganz besonders, weil das je etwas macht, über das man nicht nachdenkt sondern es ist einfach da. Und wenn das dann so ist wie es sein soll, was will ich mehr?

Sonntag, 3. November 2019

Umzug

Am 15. Oktober bekam die Schlüssel für die neue Wohnung. Ich hatte im Auto eine ganze Menge Putzzeug und macht mich, nachdem die Tochter der Vermieterin gegangen war daran die Wohnung zu  reinigen. Nicht, dass sie nicht sauber war, war ich musste das alles selbst nochmal machen, damit ich mich darin auch richtig wohl fühlen kann. Die nächsten Tage verbrachte ich damit sauber zu machen und meine Sachen in die Wohnung zu transportieren.
In der Nacht von Donnerstag auch Freitag wachte ich auf und machte mit Gedanken um meine Waschmaschine, hatte im Auftrag doch gestanden, dass die nur angeschlossen wird an Standardanschlüsse. Ich war mir unsicher, weil die Maschine, die in die Küche kommen sollte einige Meter vom Wasseranschluss stehen sollte. Ich machte Fotos davon und fuhr am Freitag Vormittag zum Elektromarkt und fragte nach. Dort teile man mir mit, dass die Kollegen die Maschine in diesem Fall nicht anschließen würden. Zum Glück konnte ich den Kauf Rückgängig machen. Nun stand ich etwas unter Druck, da die Maschine eigentlich am Montag kommen sollte. So fuhr ich in ein Fachgeschäft, zeigte die Fotos und wo die Maschine hin sollte. Dort sagte man mir, dass dies für ihren Monteur kein Problem wäre, Verlängerungen hätten die eh immer mit dabei. So bestellte ich meine Waschtrockner dort. Und zu meiner großen Freude konnte der auch am Montag geliefert werden.
Am Montag, den 14. Oktober kam das Schlafzimmer und mittags dann der Waschtrockner. Der wurde schnell dort aufgebaut, wo ich ihn haben wollte und dann bekam ich ihn kurz vorgeführt und die Funktionen erklärt. Ich war froh, dass das alles so gut klappte, denn ich wollte schnellst möglich alles meine Sachen waschen, da ich das ja vorher nicht konnte da ich die Sachen heimlich gekauft hatte bzw meine Frau später diese nicht sehen wollte. Nun an diesem Tag fing ich nicht zu waschen an, das wollte ich am Tag darauf machen. Als ich am nächsten Tag die erste Wäsche in der Maschinen  hatte, zeigt sie an, dass sie kein Wasser bekommen würde. Ich war leicht verzweifelt und rief dann im Geschäft an. Dort sagte man mir, dass man versuchen würde den Monteur zu erreichen und sie nicht versprechen könnten, das dieser noch am selben Tag käme. Sonst erst am Donnerstag, weil sie Mittwochs geschlossen hätten. Wie froh war ich, als der Monteur, dessen Telefonnummer ich bekommen  hatte, sagte, dass er mittags kommen könne. Ich solle aber schon mal nach dem Hauptwasserhahn suchen, weil er am Wassereinlass ein Ventil tauschen müsse, das wohl durch das zuschrauben am Vortag zu gemacht hätte. Das kommt wohl bei alten Teilen vor. Ich machte mich also auf die Suche in meiner Wohnung. Im Bad fand ich so einen Absperrhahn, aber der war nur fürs Badezimmer. Daher suchte ich in der Küche alles ab, fand aber nichts. Das teilte ich auch dem Monteur mit. Der meinte er kommt trotzdem und schaut es sich an. Vielleicht kann er ja was machen. Ich rief dann auch bei der Vermieterin an, die sich bei ihrem Haustechniker kundlich machen musste und versprach mich umgehen zurück zu rufen. Dann kam auch schon der Monteur. Er fand natürlich auch nichts und sagte, man muss unbedingt den Haupthahn für ca. 10 Minuten abstellen. Dann rief die Vermieterin an und sagte, der Haupthahn befindet sich im abgesperrten Kellerteil. Sie könne das Wasser ohne Vorankündigung nicht einfach abstellen lassen und das hat eine Vorlaufzeit zwischen 1,5 und 2 Wochen. Ich war total geschockt. Aber was wollte ich machen. Mein Monteur fuhr also wieder. Als ich alleine war fing ich an zu heulen. Zwei Wochen  nicht waschen können, dann wäre der Urlaub vorbei und ich brauchte doch meine Sachen. Verzweifelt rief ich meine Frau in der Arbeit an und heulte am  Telefon. Sie versuchte vergeblich mich zu beruhigen. Während wir telefonierten rief die Vermieterin an und sagte, das ihr Monteur doch heute in ca. 20 Minuten kommen könne. Ich rief also wieder meinen Monteur an und er kam tatsächlich wieder zurück. Dann kam auch der Monteur der Vermieterin und stellte das Wasser ab. Nach 7 Minuten war alles erledigt. Das alte Ventil war getauscht. Ich war so unendlich glücklich, dass das nun doch noch geklappt hatte. Was für ein Wechselbad der Gefühle... Nun dann fing also der Waschmarathon an.... Ich verbrachte die nächsten Tag im Einräumen, einkaufen von verschiedenen Dingen die mir noch so fehlten, und zog dann am Sonntag, den 27.10. endgültig in die  neue Wohnung. Der Tag in meinem alten Zuhause war der schlimmste Tag in meinem Leben für mich, weil ich ja nicht nur mein Zuhause sondern auch meine Frau verlassen musste. Wir beide heulten an diesem Tag um die Wette, aber es gab leider keinen anderen Weg für uns. Hoffnungsfroh stimmt mich nur, dass wir uns freundschaftlich trennen und das mir meine Frau beim Umzug und auch sonst sehr viel geholfen hat. Aber dennoch ist diese Trennung sehr sehr schmerzlich für uns beide. 
Dann war sie also da die erste Nacht alleine im neuen Zuhause. Gleichzeitig war dies auch der Tag eins im neuen Leben als Frau. Glück und Trauer liegen so nah beisammen. Gut geschlafen habe ich nicht, aber das lag hauptsächlich daran, dass im Schlafzimmer noch alles nach den neuen Möbeln roch. Mittlerweile ist dies fast weg.

Outings in der Firma

Nachdem ich nun die Wohnung gefunden hatte und soweit alles in die richtigen Bahnen gelenkt habe wurde es an der Zeit, die Firma und die Kollegen zu informieren. Das ist gewiss kein leichter Schritt, nur was bleibt einem anderes übrig, muss man doch sein Geld verdienen. Unsereins muss ja diesen Schritt tun. Etwas eigentlich privates nach außen tragen. Es gibt andere Dinge die du haben kannst oder sein kannst, aber es kann privat bleiben, aber wenn du endlich ganz offen so leben willst, wie du bist, bleibt nur diese Möglichkeit. Ich habe mir lange Zeit keinen großen Kopf darüber gemacht, wie ich es tun würde. Klar, ich habe bei anderen gelesen oder um Rat gefragt, aber das erst kurz bevor ich es machen wollte. Nun ich bat zuerst unseren Betriebsrat um ein Gespräch. Das führten wir dann zu dritt, mit dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden und der Antidiskriminierungsbeauftragten. Es war ein sehr schönes und langes Gespräch. Die Kollegen sicherten mir Vertraulichkeit bis zur offiziellen Verkündung vor den Kollegen zu uns sicherten mir auch ihre volle Unterstützung zu. Am nächsten Tag informierte ich unseren Geschäftsführer Personal. Auch mit  ihm hatte ich ein sehr angenehmes und langes Gespräch. Auch  hier erhielt ich die volle Unterstützung. Wir vereinbarten, am nächsten Montag die Abteilungen, mit denen ich täglich persönlichen Kontakt habe zu einer Versammlung in einem größeren Raum einzuladen. Ich war nach diesem Treffen schon einmal sehr sehr erleichtert. Ein großer Teil des Druckes, der noch auf mir lag war abgefallen. Der Rest der Woche verlief ganz normal. Zuhause packte ich weiter meine Sachen und entsorgte meine alte Kleidung zu  großen Teilen. Das Wochenende verlief normal und auch in der Nacht von Sonntag auf Montag konnte ich für meine Verhältnisse gut schlafen. Dann kam der Montag. Es waren ca. 50 Kollegen eingeladen, wie ich der Einladung in unserem Mail System entnehmen konnte. Die Veranstaltung solle nach der Mittagspause sein. Eine halbe Stunde davor informierten der Personalchef und ich meinen unmittelbaren Vorgesetzten. Auch hier gab es keinerlei Probleme. Ich war schon mal sehr erleichtert. Den ganzen Vormittag rätselten die Kollegen, worum es wohl in der Versammlung gehen sollte.  Es gab die wildesten Gerüchte. Gerne hätte ich die Kollegen beruhigt, aber das ging ja nicht. Dann war es soweit. Wir gingen in den Schulungsraum. Nach und nach kamen die Kollegen, es waren ca. 40. Es war lustig zu beobachten, wie sie neugierig schauten, da ich ganz vorne mit beim Geschäftsführer war und entspannt auf einem Tisch saß. Ja, es war tatsächlich so, das ich so ruhig und entspannt wie selten zuvor war, auch wenn ich den Kollegen gegenüber treten musste. Der Geschäftsführer übernahm den ersten Teil. Er machte das wirklich sehr gut und ich merkte, dass er sich in das Thema für dass ich im einiges ausgedruckt hatte eingelesen hatte. Und dann kam ich dran. Nun es war total ruhig in dem Raum und ich fing an zu reden. Ich hatte mir nichts zurecht gelegt und machte das völlig frei. Dabei beobachtete ich auch die Kollegen. Und ich muss sagen, es tat so gut ihre Reaktionen zu sehen. Ich redete wohl so ca. 20 Minuten und am Schluss gab es viel Applaus und auch einige Umarmungen von den Kolleginnen für mich. Das tat unglaublich gut. Nun war es also endlich raus. Der große Druck war endlich weg. Ich sagte auch den Kollegen, dass ich bis Mittwoch noch als Mann in die Firma komme und nach dem Urlaub Anfang November nur noch als Frau.
Am nächsten Tag unterhielt ich mich nochmals mit den Kollegen vom Betriebsrat. Sie berichteten mir von ausschließlich positiven Reaktionen. Viele bewunderten wohl den Mut das öffentlich zu machen. Aber für mich hat das nichts mit Mut zu tun. Was anders hätte ich den tun können? Es war eine Notwendigkeit. Aber ich bin trotzdem sehr sehr froh, dass das so gut gelaufen ist und hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt. Die letzen drei Tage als Mann in der Arbeit liefen jedenfalls schon mal genau so wie sonst auch. Als ich dann am Mittwoch das Büro zum letzen mal als Mann verließ, hielt ich an der Bürotür kurz inne, bis ich den Schritt aus der Tür nahm. Ja es war ein seltsamer Moment, dieses letze Mal nach so langer Zeit. Aber es gibt ja einen neuen Anfang.