Samstag, 30. Januar 2021

Ausnahmsweise mal was anderes

 Aus gegeben Anlass. Langsam muss ich sagen, die trans feindliche Hetze geht mir langsam auf den Keks. Hetze und Diffamierungen nehmen langsam aber sicher ein nicht mehr hinzunehmendes Maß an, dass man nur noch sagen kann, in welchem Land leben wir denn?  Hetze ohne Ende. 

Um was geht es? Um die Abschaffung des Transsexuellen Gesetzes von 1980. 40 Jahre Fremdbestimmung, unnütze Begutachtung, diskriminierender Fragen, ausgeliefert sein einem System dem man beweisen muss was man ist. Was bin ich? Wie will man das messen? Anhand welcher Kategorien?Als ich das erste mal zu meinem Psychologen kam sagte der mir frei heraus, und das war lange vor der heutigen Diskussion, er könne das nicht feststellen, er könne nur herausfinden was ich nicht bin. Gut so weiß ich, das bei mir keine geistige Erkrankung vorliegt. Nicht mal eine. Selbst meine depressiven Tage waren nur Stimmungen und keine Krankheit. Ups, genau was die WHO auch sagt und auch die extreme Mehrheit der Wissenschaft. Also hat man die Transsexualität als Störung eingeordnet. Warum? Weil es sonst keine notwendige medizinische Hilfe gäbe. Ein Widerspruch? Wohl nicht und im Resultat kann ich aus eigener Erfahrung sagen, ein Segen für die die es betrifft. 

Was ist dann Transsexualität, wenn es keine Krankheit ist? Es ist eine angebotene Variante der geschlechtlichen Variante. So wie es Varianten in der körperlichen Version gibt, und die Übergänge sind da fliesend, ist das eben auch so in der geschlechtlichen Entwicklung des Gehirns. Daran ist nichts gutes und nichts schlechtes, das ist halt einfach so. Die Frage ist doch nur, was wiegt mehr, was man ist. Körper oder Geist. Fragen wir mal so: würde ich mich über meine Leber oder Galle definieren? Beides genau so wichtige Organe wie die Fortpflanzungsorgane. Aber mal ehrlich bemerken wir die jetzt gerade irgendwie, wenn wir das hier lesen oder was spüren wir wenn wir darüber nachdenken? Von der Leber oder Galle nix, außer sie sind krank und von den Fortpflanzungsorganen merken wir genau so nichts. Sie sagen uns nichts was und wer wir sind. Nur das Organ, das zwischen den Ohren ist, das sagt uns das. Das sagt ja, ich bin männlich, weiblich oder und jetzt fehlt mir da auch das Wissen darüber und das dafür wertungsfrei alles was es sonst noch gibt. Daran ist weder etwas falsch noch gut oder schlecht. Das weiß nur jeder für sich ganz alleine. Schlimm wird’s nur, wenn einige meinen zu wissen was wer ist, was wer zu sein hat und alles was anders ist als die Mehrheit, schlecht redet. Dieser Minderheit Sachen unterstellt, sie mit Verbrechern, Pädophilen, oder anderen wider besseren Wissen in einen Topf wirft. Noch schlimmer wird es, wenn das Ganze auch noch in Hetze und Hass umschlägt, wenn trans Menschen diffamiert werden, wenn ihr Geschlecht in Frage gestellt wird. Warum??? Homosexuelle wurden Ewigkeiten zu Unrecht verfolgt und diffamiert, das hat sich zum Glück größtenteils gegeben. Aber Trans Menschen? Da kann jeder den größten Blödsinn darüber verbreiten. Da kann man mit Kinderschändern, perversen, Verbrechern, Verrückten in einen Topf geworfen werden. Da werden Menschen die um ihre eigenen Rechte kämpfen müssen, z. B. Selbstbestimmungsrecht, als Transgenderlobby verschrien und abgewertet. Wer tritt den für Rechte von trans Menschen ein? Doch eigentlich niemand, nur die Betroffenen selbst. Ja und die Grünen und die FDP nach x Jahren. Ja die Zeit ist weiter gegangen. Der Hass auf trans Menschen ist geblieben. 

Da schreibt heute eine, ich würde ihr das Frau sein was wegnehmen weil ich trans bin. Ich Frage mich ernsthaft, was ich ihr wegnehmen könnte. Nichts. Warum auch? Weil ich trans Frau eine Frau bin? 

Weil ich in der Schwimmbaddusche neben ihr stehen könnte? Sie kennt die Realität von trans Menschen kein bisschen. Bist du trans ist es vorbei mit Sport, vor allem, wenn es um Gemeinschaftsduschen oder Umkleidekabinen  geht. Ich war nach meiner Schulter OP jahrelang im Reha Sport. Als es durch die Hormone offensichtlich zu werden begann konnte ich da nicht mehr hin. Nicht mehr in die Herrenumkleide, weil ich oben rum zu weiblich wurde und nicht in die Damenkabine weil ich unten rum noch männliche Genitalien hatte. Die Quittung für keinen Sport mehr habe ich bekommen - wieder Schulterprobleme. 


Ach es ist so traurig, warum Menschen 2021 noch immer verfolgen, anfeinden und ihnen fasche Sachen nachsagen. Das war bei der Christenverfolgung, der Hexenverfolgung, bei den Nazis und bei der Verfolgung von Homosexuellen so. Dinge über die die allermeisten Menschen heute nur den Kopf schütteln können. Hass den sie ablehnen. Warum kann das im Zusammenleben mit trans Menschen nicht auch so sein? Warum kam und darf jeder auf uns herum hacken und warum gibt es so wenig Unterstützung? Trans sein ist doch nichts perverses oder etwas was man sich aussucht. Wie oft hab ich mir gewünscht richtig zu sein? Körper und Geist eins. Ich weiß auch, das alles, was ich getan habe „nur“ eine Angleichung war. Wäre mehr möglich, hätte ich es auch gemacht. Aber eines weiß ich ganz genau: ich bin eine Frau. Die war ich schon immer, auch in Zeiten des Selbstzweifels , der Verzweiflung in den wenigen Zeiten in denen ich mal nichts gefühlt habe, und in Zeiten wo ich mir nur wünschen konnte das zu sein was ich bin. Ein Mensch entwickelt sich. Wenn es aus vielen Gründen erst spät möglich war sich selbst zu sein, ist der Weg schwerer. Für Außenstehende nicht leicht zu verstehen. Für Menschen die nicht verstehen wollen sowieso nicht. Sie verstehen nicht wie das ist in einer Rolle zu leben und nur zusehen zu können was man eigentlich sein müsse, ja das ist zu diesem Zeitpunkt nur ein wollen. Weil es damals nicht anders ging. Weil es die Umstände nicht zuließen. Ich hatte eine Frau, die ich über alles liebe, ja immer noch. Ich wollte für sie da sein, der sein den sie in mir sah. Ich hab mich vor ihr und vor mir verleugnet. Ich konnte mir alles damals nur wünschen. Mehr war nicht möglich, bis ich erkennen musste, das ich das nicht mehr konnte. Ein Mensch kann nicht sein ganzes Leben nur gegen sich selbst kämpfen. Dann hat man nur die Möglichkeit entweder daran zugrunde gehen oder so zu leben wie man ist, allen Widerständen zu trotz. Der Lohn für das alles ist eine grenzenlose Freude und Freiheit. Eine Zufriedenheit wie ich sie nie kannte. Keine Selbstzweifel, kein Hass auf verkehrte Genitalien. Ich kann heute ruhig und zufrieden schlafen, ich kann mich im Spiegel ansehen und ich erkenne mich. Körper und Geist sind eins. Willst Du mir das absprechen? Warum nur? Es geht nicht um Dich, nur um mich. Ich habe das gleiche Recht auf ein glückliches Leben, wie jeder andere Mensch auch. Also wenn Du ein Problem mit trans Menschen hast, so ist dies bedauerlich, aber es ist Dein Problem. Vielleicht besprichst Du das mit einem Therapeuten, da kann Dir geholfen werden. Hass aus Uns ist nicht die Lösung Deiner Probleme. Hass führt nur zu Gewalt und Gewalt zu Tod. Und deshalb sind schon zu viele trans Menschen gestorben. Willst Du das? Wenn nicht, ändere Dein Verhalten. So schwer ist das nicht! 

Montag, 25. Januar 2021

Update Januar 2021

Wow schon wieder 2021 und der Monat ist fast schon rum. Also aller höchste Zeit für ein kleines Update. Tja es ist mehr passiert, als ich gehofft hatte und das nicht im positiven Sinne. Eigentlich fings ja ganz gut an. Sylvester Corona bedingt alleine mit mir gefeiert. Meine Ex war am Nachmittag noch da, und auch an Neujahr. Am 4. war ich zum Monats- und Jahresabschluss wieder in der Arbeit. Die Arbeitswoche war ja wegen des Feiertags in Bayern eine ziemlich kurze mit nur 4 Arbeitstagen. Viel los war nicht, ist in dieser ersten Woche nie, aber gewisse Sachen müssen halt gemacht werden. Wir waren in der Woche auch nur zu dritt oder zu viert im Büro. Das war übrigens die Woche, in der ich mein 25 jähriges Arbeitsjubiläum in der Firma. Es war allerdings niemand da, der mir dazu gratuliert hätte. Die überwiegende Anzahl der Kollegen hatte wie immer in dieser Woche noch Urlaub. Am Wochenende war ich wieder mit meiner Ex zusammen spazieren. Am Dienstag, den 12.01.2021 wurde mir, wie sehr vielen in der Firma mitgeteilt, das wir auf Grund der wirtschaftlichen Lage ab sofort freigestellt werden. Sollten wir nicht in eine Transfergesellschaft wechseln, wird uns zum 31.01.2021 betriebsbedingt gekündigt. Für mich ist damit eine Welt zusammen gebrochen, wieder einmal. Aber diesmal ist das was anderes. Bis jetzt konnte ich immer selbst etwas für mich tun, aber jetzt nicht mehr. Ich bin davon abhängig, dass mit nochmal jemand einstellt. Das Problem ist für mich, ich bin trans, noch immer nicht fertig mit der Transition, wenn auch schon sehr weit. Aber ich habe im März die GaOP Teil 2. Das bedeutet, ich Falle mindestens 3 Wochen aus. Eine Arbeit könnte ich so frühestens im April, also nach Ostern antreten. Und wo soll ich mich da jetzt schon bewerben, wenn das so feststeht? Auch ist es in meinem Alter mit 55, eh schon mehr als schwierig etwas neues zu finden. Ich will natürlich nicht jetzt schon aufgeben, das hab ich noch nie getan, aber es wird nicht einfach werden. Was solls, dann eben eine weitere Herausforderung.

Kleines Update zur GaOP 1 und ihren noch spürbaren Folgen. Erstmal es geht mir gut, sehr gut sogar, wenn man das da oben geschriebene mal ausblendet, also hier nur das was mit der GaOP zusammen hängt. Also es ist und bleibt das beste für mich, was ich machen konnte. Ich fühle mich einfach wohl und stelle mich nicht mehr in Frage. Auch das ewige zermartern, was ich bin, was ich sein will ist nicht mehr. Ja es gibt Einschränkungen, ich hab ja "nur" eine geschlechtsangleichende OP gehabt. Aber das ist viel mehr als ich mir früher hätte träumen lassen und ich bin endlich bei mir angekommen. Wenn ich heute vor dem großen Spiegel stehe und an mir herunter sehe bin ich stolz und glücklich. Stolz, das ich den Weg gegangen bin und glücklich das ich endlich so bin wie ich das immer wollt, endlich richtig. Körper und Geist eins. OK, es bleiben noch ein paar Baustellen. Da ist das leidige Bartthema. Der ist halt noch in Teilen vorhanden. Farblos, deshalb nicht mit dem Laser entfernbar. Aber Dank Corona kann ich auch nicht zur Nadelepilation gehen, weil das im Moment verboten ist. Und dann ist da noch die Sache mit der Brust. In 69 Tagen sind es schon 2 Jahre, das ich mit der Hormontherapie begonnen habe. Manches hat sich dadurch ja durchaus geändert. Das ganze geht quälend langsam und manchmal habe ich das Gefühl, es tut sich gar nichts. Stehe ich ungeschminkt vor dem Spiegel, dann frage ich mich schon, ob sich da noch was tut. Geschminkt gefalle ich mir. Und wenn ich Fotos von früher, auch Fotos auf denen ich geschminkt war mit aktuellen Fotos von heute vergleiche, dann muss ich schon zugeben, da hat sich viel getan. Aber bitte, ich würde ja auch ungeschminkt besser aussehen wollen. Vielleicht wird es ja besser, wenn mal der Bart ganz weg ist, aber im Moment ist das noch so lange bis da hin. Tja und dann ist da noch die Sache mit der Brust. Etwas was für trans Frauen vielleicht eine noch größere Rolle spielt als bei anderen Frauen. Und man nimmt halt die Hormone in der großen Hoffnung, das sich da was tut. Ja, es tat sich ja was. Minimal wenig. Einfach zu wenig. Ich hoffe halt immer noch, das sich etwas tut. Ich bin nicht unbedingt scharf aus diese OP. Das heißt ja, ein weiterer Eingriff, Fremdkörper im Körper, wieder Schmerzen, wochenlang krank geschrieben... Ich weiß echt nicht, aber so wie es im Moment noch aussieht ist es auch nichts. Nicht Fleisch, nicht Fisch, wie es so schön heißt...

Tja und sonst? Schmerzen nach der OP - keine mehr. Gut man merkt die Stellen, die genäht wurden, vor allem die Schamlippen. Da sind die Narben eben noch nicht so elastisch. Also es tut nicht weh, es spannt halt der Länge nach. Aber das gibt sich und wird ja immer besser. Bougieren, da merkt man deutlich den Heilungsverlauf. Das Gefühl dabei ist anders geworden. Es zu beschreiben ist schwer, es ist halt jetzt innen auch soweit abgeheilt das es ok ist. Und bougieren tue ich ja regelmäßig. Gut manchmal mache ich schon mal 2 Tage Pause, aber das funktioniert trotzdem ganz gut. Und mittlerweile geht das bis 37 mm Durchmesser. Allerdings muss das die Muskulatur, die das ganze Eng macht gut gelockert sein. Ein Vibrator (34 mm) ist das sehr hilfreich zum Entspannen. Und wenn man das mit dem eine Weile entspannt hat, dann passt auch, wenn auch deutlich schwerer, der Dilator mit den 37 mm. Das große Ziel ist allerdings der Dilator No. 6 mit 4 cm. Aber das braucht Zeit und Geduld und viel Vaginalcreme und noch mehr Gleitgel. Ja, das Leben einer post OP trans Frau ist speziell und anders, aber für mich ist das Morgenroutine, genau so wie das morgendliche Duschen vor und nach dem Bougieren mit dem zusätzlichen Spülen der Neovagina mit einer Vaginaldusche. Eine Neovagina reinigt sich halt nicht von alleine, also muss ich das selber machen. Ist aber nicht besser oder schlechter wie Zähneputzen. 

Tja und sonst? Ich hab ja jetzt wieder viel Zeit. Zu viel Zeit. Was mach ich da? Nun ich war noch zwei mal in der Firma. Einmal zu einer Infoveranstaltung zusammen mit anderen Kollegen, die wie ich auch die Firma verlassen müssen. Dann in der Woche darauf zu einem Einzelgespräch, wo wir zusammen alles für das Arbeitsamt vorbereitet habe, damit ich vermittelt werden kann. Allerdings wird dies ja erst ab Februar passieren, weil ich ja erst dann in der Transfergesellschaft angestellt bin. Zuhause hab ich dann mal einen Lebenslauf geschrieben. Dann habe ich endlich, ja das hätte ich schon viel früher machen wollen, alle und wirklich alle meine Papiere geordnet, sortiert und abgeheftet und viel geschreddert. Ich hab ja jetzt endlich Zeit für sowas und etwas Beschäftigung brauch ich ja. Ja und dann fahre ich halt einkaufen in den Discountern oder fahre ins Einkaufscenter, auch wenn da nicht viel offen hat. Aber manches ist doch plötzlich sehr interessant, gerade wenn es nichts anderes gibt. Und viel los ist da ja auch nicht. Sonst tue ich halt spazieren gehen und mich wieder etwas fortbilden und meine Englischkursbücher wieder durch gehen. Etwas fit bleiben und das Gedächtnis auffrischen.


Was meint Ihr eigentlich. Ist es OK wenn ich das was mein trans Leben so betrifft so beschreibe, wie ich das tue? Hilft Euch das? Gibt es was, was ich erklären soll? (also es gibt Sachen, zu denen sage ich nichts!) Hinterlasst gerne was als Kommentar. Ich würde mich über etwas Feedback freuen.