Freitag, 29. Mai 2020

Die VÄ/PÄ - ein Mehrteiler .... 4. Teil

Donnerstag, 28.5.2020
Genau vor drei Wochen war der zweite Gutachtertermin. Ich war die letzten Tage ziemlich ruhig, hatte auch damit zu tun, dass ich wieder mehr arbeiten durfte und am Mittwoch Nachmittag eine liebe Twitterfreundin bei mir Zuhause als Gast hatte. Das war wein schöner Nachmittag. Am Donnerstag war ich dann wieder in der Firma. Als ich heim kam, lag im Briefkasten ein großer Umschlag vom Amtsgericht. Mir war klar, was das nur sein konnte: das zweite Gutachten. Obwohl ich natürlich sehr neugierig auf den Inhalt war, zog ich mich doch zuerst um, ehe ich mich im Wohnzimmer auf mein Sofa setzte und den Inhalt las. Dieses Gutachten hat zehn Seiten und der Inhalt ist eindeutig, so wie auch das erste Gutachten. Ich war total glücklich und erleichtert. Klar, ich hatte nach dem Gespräch vor drei Wochen schon ein gutes Gefühl, aber es jetzt schwarz auf weiß in den Händen zu halten war schon etwas besonderes. 
Ich habe jetzt 2 Wochen Zeit um dazu Stellung zu nehmen, dann ergeht der noch vorläufige Beschluss. 

Dienstag, 26. Mai 2020

Die VÄ/PÄ - ein Mehrteiler .... 3. Teil

Manchmal geschehen doch noch kleine Wunder auf dieser Welt, oder langsam wird alles doch noch gut. Gut das eigentlich Wunder liegt ja ein paar Tage zurück, als ich die Information erhielt, dass das zweite Gutachtergespräch doch schon im Mai ist. Am 7.5. einen Donnerstag war es dann soweit. Ich hatte wegen der Kurzarbeit frei. Die ganzen Tage vorher könnte ich kaum an etwas anderes denken, als an diesen Termin. Ich wusste auch schon Tage vorher, was ich anziehen würde. Also ich hab mich innerlich ziemlich gut vorbereitet auf etwas von dem ich aber nicht wusste, wie es ablaufen wird. Angst vor dem Termin hatte ich nicht, was soll auch noch passieren? Das Leben als Frau war für mich nie eine Rolle in die ich hineinwachsen müsste, ich bin es einfach und so machte ich mir in der Beziehung auch keine großen Gedanken. Nein es war eher die Tatsache, das endlich dieses Kapitel abgeschlossen werden konnte. Es war eine ziemliche Erleichterung für mich. So machte ich mich dann auch ziemlich gut gelaunt auf den Weg. Ich fuhr mit dem Auto in ein Parkhaus und machte mich zu Fuß auf den Weg. Das Wetter meinte es wirklich gut, allerschönster Sonnenschein. Ich braucht ca. 15 min dort hin und hatte, wie üblich noch viel zu viel Zeit. So ging ich noch einmal Richtung Burg und setzte ich unterhalb der alten Nürnberger Stadtmauer auf eine Parkbank und verbrachte dort noch ca. 30 min. Dann machte ich mich wieder auf den Weg zu der Praxis des Gutachters. 

Die Praxis des Gutachters ist eine Gemeinschaftspraxis mit Wartezimmer aber ohne Empfangsbereich. War für mich etwas fremd aber ok. Der Gutachter kam nach kurzer Wartezeit. Corona bedingt saßen wir während des Gesprächs sehr weit von einander entfernt. Das Gutachtengespräch war sehr entspannt. Es lief eigentlich genau so ab, wie ein Erstgespräch beim Therapeuten. Ich erzählte so meinen Transsexuellen Lebensweg. Ich glaube ich hab ihn ganz schön zugetextet, weil viele Zwischenfragen kamen nicht. Am Schluss gab es noch einen Fragebogen zum ausfüllen, bei dem man nur mit trifft zu oder trifft nicht zu antworten konnte. Und nach 1,5 Stunden war ich wieder draußen mit einem guten Gefühl. 

Samstag, 2. Mai 2020

Noch ein Vorgesprächstermin in München

Als ich im Januar den Termin zum OP Vorgespräch ausgemacht hatte, bekam ich ja den ersten sehr schnell noch im Januar. Einen weiteren habe ich später abgesagt, und hatte dann noch einen Ende  Mai! Ja, die Wartezeiten sind auch in normalen Zeiten sehr lange. Ich habe mir dann lange überlegt, ob ich diesen noch wahr nehmen sollte. Nun irgendwann erhielt ich einen Anruf der Klinik und der Termin wurde auf den 7.5. vorverlegt. Ja,  ich hatte also weiter Zeit mir das zu überlegen. Dann kam Corona und das OP Verbot. Dann hatte es sich aber ergeben, dass ich an dem 7.5 einen anderen unaufschiebbaren Termin bekommen habe. Also rief ich bei der Arztpraxis an. Dort bot man mir einen Termin innerhalb einer Woche an. Durch die Kurzarbeit habe ich ja sehr viel Zeit und so überlegte ich nicht mehr lange zu sagte zu. Ich buchte eine Bahnfahrt mit dem ICE nach München für Montag, den 27.4.2020. Zum Glück war noch eine Super Sparpreis Ticket für diesen Tag erhältlich.
Am diesem Tag trat die Pflicht zum Tragen eine Mund-Nase Maske in Kraft, also in Bahnhöfen und im ÖPNV. Ich fuhr aber ICE und da gilt zumindest zu an diesem Tag diese Pflicht nicht. Ich hätte mich allerdings im ICE weder bei der Hin- noch Rückfahrt anstecken können, weil bei der Hinfahrt war ich ganz alleine im Großraumwagen und bei der Rückfahrt waren wir nur zu zweit auch wieder im Großraumwagen. So leer wie an diesem Morgen hatte ich den Hauptbahnhof in Nürnberg und auch in München noch nie erlebt. Natürlich habe auch ich keine Lust mich bei jemanden anzustecken oder jemanden eventuell anzustecken. So beschloss ich schon vorher zu der Praxis in der Nähe des Rotkreuzkrankenhauses zu laufen. Zeit genug dazu hatte ich und das Wetter hatte auch gepasst, es war trocken und weder zu warm noch zu kalt. Mein Weg führte vorbei am BR Funkhaus und dann durch ganz nette Wohngebiete. Es war schon etwas seltsam, die ersten Geschäfte hatten wieder geöffnet, an den Restaurants Zettel mit Liefer- und Abholservice. Auf dem Weg waren nicht gerade viele Unterwegs. Etwas mehr waren dann in dem Viertel rund um den Rotkreuzplatz unterwegs. Als ich dort ankam hatte ich noch Zeit und lief etwas in dem Viertel herum. Dann wurde es Zeit und ich ging zu der Praxis. Diese ist noch ganz neu und modern. Nach den üblichen Ausfüllen der Fragebogen und der Abgabe meiner Unterlagen wurde ich noch kurz im Wartezimmer interviewt. Dann holte mich der Arzt ab in sein Sprechzimmer ab. Auch dies war nun wieder ein sehr nettes und informatives Gespräch. Er nahm sich wirklich viel Zeit und erklärte alles sehr ausführlich. Auch hier gab es wieder viele Fotos  zu sehen an Hand denen die einzelnen Schritte der OP erklärt wurden und die spezielle hier praktizierte Methode erklärt.Tja und nach ca. einer Stunde war ich wieder fertig. Und nun weiß ich auch nicht mehr was ich machen soll. Beide Kliniken und Methoden haben mir ja von Anfang an zugesagt. Wartezeiten sind ja bei beiden wie überall ziemlich lange und das soll auch kein Kriterium für die Auswahl der Klink sein. Das Dumme ist, ich weiß halt wirklich nicht was wirklich besser ist, weil es gibt ja keine, die jemals beide Methoden probiert hat und objektiv sagen kann was besser oder schlechter ist, wenn es sowas dabei gibt.
Nach dem Termin lief ich zurück Richtung Innenstadt. Hier war etwas mehr los, aber wirklich viele Menschen waren auch hier nicht auf der Straße oder in der Fußgängerzone. Auch hatten längst nicht alle Geschäfte geöffnet, auch nicht die, die kleiner als die erlaubten 800 qm sind. Richtig Lust in die Geschäfte zu gehen hatte ich auch nicht und so bin ich lieber weiter gelaufen. Ich lief weiter über den Rathausplatz zum Viktualienmarkt. Auch hier hatten längst nicht alle Marktstände geöffnet und auch hier war es sehr sehr leer. Ich hatte auch Hunger und kaufte mir eine Leberkässemmel. Während ich diese im Gehen aß, machte ich mich wieder auf dem Weg zum Bahnhof. Unterwegs kaufte ich mir noch Spargel für zuhause. Nachdem ich an diesem Tag etwas mehr als 18 km gelaufen war, und das war für mich ziemlich viel, weil ich weiß nicht, wann ich das das letzte mal tat, fand ich im Münchner Hauptbahnhof eine Sitzgelegenheit und wartete auf meine Rückfahrt. Kurz nach 16 Uhr ging es dann auch wieder, ohne Zwischenhalt zurück nach Nürnberg.

Seit ich zurück bin, bin ich natürlich jetzt immer noch am Überlegen, was ich tun werde. So eine richtig endgültige Entscheidung habe ich noch nicht getroffen, auch wenn ich in der Klink in Bogenhausen am Mittwoch angerufen habe und nach einem möglichen Termin gefragt habe. Aber leider können sie wegen der Corona-Krise immer noch keine Neutermine vergeben und so muss ich mich weiter gedulden, bis ich wieder anrufen kann.