Montag, 29. April 2019

Zeit anhalten

Manchmal wäre es ganz praktisch, wenn man die Zeit anhalten könnte. Es gibt bei mir tatsächlich Tage, da wünsche ich mir, das sich einfach nichts ändert. Da bin ich halbwegs mit dem zufrieden, wie es ist. Es mag sich befremdlich anhören, gerade wenn man meine Geschichte hier kennt, aber im Moment bin ich an so ein Punkt, an dem ich am liebsten nichts ändern will. Seit ich vor 3,5 Wochen angefangen habe die Hormone zu nehmen, geht es mit spürbar besser. Ja es gibt auch Moment, wo ich in den Spiegel sehe und lächle und mich innerlich freue. Habe ich doch endlich das erreicht, was jahrzehnte lang aussichtslos schien. Und dann ist da mein altes Dauerproblem Zuhause. Es könnte alles so schön sein. Im Moment ist es zumindest nicht schlimm. Fast normal. Wieso sollte sich daran etwas ändern? Nun die Zeit bleibt aber nicht stehen. Die Welt dreht sich unaufhaltsam weiter. Und ein weiter heißt Veränderungen. Und in meinem Fall sind die nicht gerade klein. Warum soll alles so bleiben? Nun die Sorgen sind nicht weniger geworden, im Gegenteil. Ängste beruflicher Art, die ich nie hatte kommen plötzlich nach oben. Es gibt vieles was sich in naher Zukunft in der Firma ändern wird und gerade in dieser Zeit platze ich nun in naher Zukunft hinein. Ein besseres Timing hätte es nicht geben können. Nun diese Aussichten geben mir sehr zu denken, gerade weil in meinem Alter es sowieso schwerer ist, etwas neues zu finden. Aber was will ich machen? Aufhören, warten oder weiter machen? Soll ich sagen, egal was ist, ich zieh es durch? Kann ich denn anders? Ja, mir macht die Aussicht, dass ich meiner Frau so sehr weh tun muss extrem zu schaffen. Ja ich habe Angst meinen Job zu verlieren. Aber andererseits geht es mir seit dem Start der Hormontherapie endlich gut. Ich bin zufrieden, ausgeglichener, ruhiger. Warum sollte ich also zurück in den alten Zustand? Ja, könnte doch die Zeit still stehen. Aber dann könnte ich noch immer nicht mein wahres Leben leben. Denn im Moment heißt es noch immer alles heimlich, jede Möglichkeit ausnutzen. Und genau das will ich auf Dauer nicht mehr.

Freitag, 26. April 2019

3 Wochen Hormontherapie

Drei Wochen. Wahnsinn wie die Zeit vergeht. Ich hab meine ersten Tabletten genommen, hab eine Erkältung bekommen, war auf Messe, hab mich die Woche darauf so durch gekämpft, hab Ostern gut verbracht und am Mittwoch einen Ausflug nach Rottendorf und in die Maingegend gemacht. War auf dem Schwanberg und nun zwei Tage wieder arbeiten.
Und hat sich irgendwas verändert? Ich selbst kann wenig feststellen. Es geht wirklich alles schleichend langsam. Ist ja auch normal. Was mir aufgefallen ist, ich werde schneller müde, die Muskeln spielen nicht mehr ganz so mit und der Bart wächst nicht mehr so viel. Klar er ist da und bleibt, bis ich ihn weg Lasern lasse auch da, das ändert sich halt nicht, aber es erleichtert das Leben schon etwas, wenn man sich Nachmittags nicht noch einmal rasieren muss, wenn man unterwegs ist. Die ersten Tage war mit im Kopf etwas schwummrig. So ähnlich wie schwindlig aber nicht schlimm. Das war heute nicht der Fall. Aber mit ist abends noch schneller kalt.Zugenommen habe ich in den letzten Tagen nicht, eher ging es etwas nach unten... Na ja am Bauch wäre ja genug Fett das umverteilt werden kann...
Hat eigentlich jemand gesagt, das Google+ nicht genutzt wird? Seit das abgestellt ist, fehlen mir jetzt immer einige Leser. Schade, aber ich will den Blog ja auch nicht auf Twitter oder Facebook so anpreisen... Oder sollte ich? Nun ich finde das Leben wird jetzt gerade spannend, zumindest für mich, auch wenn alles im Zeitlupentempo vor sich geht. Aber hier kann ich halt platzmäßig mehr schreiben als auf Twitter und mit Facebook werde ich einfach nicht so warm. Ich weiß auch nicht warum, ich hab da schon ein paar echt nette Leute kennengelernt. Es ist auch vielleicht zu viel alle Plattformen gleichzeitig zu  bedienen. Und am liebsten ist mir neben diesem Gefühlschaos Blog einfach Twitter, weil da vieles einfach extrem spontan kommt, das liegt mir näher. Ich schreibe hier ja auch einfach drauf los ohne irgend einen Plan. Wahrscheinlich lesen deshalb wieder mal so wenig. Lustig jedenfalls, auf Twitter hab ich die Abkürzung HRT erwähnt und plötzlich haben 10 Tausend meine Tweet gelesen. Gigantisch. Hätte ich nie gedacht dass das mal soweit kommt. Nein ich mach es ja auch nicht deswegen, aber interessant ist es schon, auch gerade der direkte Vergleich hierzu. Nun hier haben das bislang unter 10 Stück gelesen. Was ich auch immer wieder interessant finde ist, wie unterschiedlich Bilder von mir bei Twitter und Instagram ankommen. Mal sind es beim einen, mal beim anderen wesentlich mehr. Es gibt kaum Fälle, wo es sich die Waage hält. OK ich schweife ab.
Ich wollte ja noch etwas zu den Veränderungen sagen. Aber da ist nichts weiter. Ich kann noch nichts über die Haut sagen, die ist halt leider eh schon ziemlich alt, Gefühlsmäßig nein auch da bin ich bislang stabil geblieben. Es gibt keine emotionale Steigerung. Insofern alles beim alten. Nun mal sehen was dann die neue Woche bringt. 

Mittwoch, 24. April 2019

Schwanenberg.

Heute morgen habe ich zum 21. Mal die Hormontabletten genommen. Ich habe heute Nacht wieder nicht gut geschlafen. Zu viel Probleme die nicht gelöst sind. Noch immer die alles lähmende Angst vor der endgültigen Aussprache. Und trotzdem mache ich weiter und weiter. Und das obwohl ich weiß das man bald äußere Veränderungen wahrnehmen wird. Es ihr erst dann zu sagen würde mich mehr kaputt machen. Ich weiß einfach nicht weiter.

Ich habe ja heute noch einen Tag frei. Ich wollte unbedingt Mal wieder raus als Frau sichtbar für alle. So suchte ich mir am Morgen, nachdem meine Frau zur Arbeit fuhr etwas zum Anziehen. Ich brauchte diesmal ziemlich lange. Dann schminkte ich mich und brachte in Tarnklamotten die Sachen ins Auto. Dann fuhr ich Mal wieder nach Rottendorf, wo ich einiges an Geld ließ... Dann kam mir die Idee zum Nähen Schwanenberg zu fahren. Ich hatte letztes Jahr das Buch einer Transsexuellen Pfarrerin gelesen, die an diesem Ort u.a. zu sich fand und so ihren Weg gehen konnte. Vielleicht suchte ich tatsächlich die Hilfe von oben. Es ist jedenfalls ein sehr schöner Ort mit kirchlichen Einrichtungen, einer Kirche mit Kreuzgang, ein moderner Bau. Ich sitze nach meinem Gang durch den Schlosspark und dem FriedWald jetzt im schattigen Kreuzgang. Nur wenige andere Besucher sind auch da. An den 4 Weißdorn Bäumen die in den 4 Ecken stehen baumeln Ostereier im Wind.
Nun ich stehe auf und mache mich auf den Weg zum Auto, die gleichen Sorgen im Gepäck.
Es gibt nichts und niemand der sie mir abnimmt oder unterstützt. Ich bin mit mir alleine.




Dienstag, 23. April 2019

20 TAGE HET

20 Tage ist es jetzt her, als ich anfing die Hormone zu nehmen. Gibt es Änderungen? Ich kann es nicht sagen. Äußerlich denke ich nicht so viele und wenn ja, dann gehen die natürlich so langsam und stetig voran, dass mich jemand schon länger nicht gesehen haben müsste um etwas zu bemerken.
Was sich aber geändert hat ist, ich bin noch schneller müde als sowieso schon immer und mich strengt vieles mehr an, als noch vor ein paar Tagen. Da ist ein Spaziergang durch die Stadt plötzlich total anstrengend, die Muskeln ziehen etwas, so wie leichter Muskelkater. Das ist im Moment eigentlich alles. Es geht halt langsam und fließend. Du wachst nicht Morgens auf und es hat sich groß was verändert. Aber eines ist jedenfalls bislang sicher, ich fühle mich damit wohl und wohler als zuvor. Und das ist denke ich das wichtigste im Moment.

Mittwoch, 17. April 2019

HRT Tag 14 von x

Am 4.4.2019 habe ich mit der HET angefangen. Seit dem habe ich die Tabletten mit den Hormonen 14/ mal genommen. Jeden Morgen. Gemerkt davon habe ich bislang nichts. Die Anfangsdosis ist auch ziemlich niedrig und dann kam auch noch die Erkältung hinzu. Die Messe und der damit einher gehende Schlafmangel tragen dazu wahrscheinlich auch noch dazu bei. Andererseits habe ich auch nicht erwartet irgend etwas zu bemerken. Es geht mir aber auch nicht schlecht. Spürbare Nebenwirkungen sind bislang ausgeblieben. Vielleicht bin ich etwas entspannter geworden, weil ein gewisser Druck endlich weg ist, aber dafür belastet die Situation Zuhause noch immer. Und noch immer weiß ich nicht, wie ich eine Lösung finde. Das macht eventuelle positive Änderungen zunichte. Ich mache mir zu große Sorgen um meine Frau und das blockierte mich total und hält mich immer und immer wieder davon zurück mit ihr offen zu reden. Ich weiß, dass das die denkbar schlechteste Option ist, aber ich kann nicht anders. Ich wünschte es wäre alles anders.

Montag, 15. April 2019

Eine neue Zeitrechnung

Die letzten Tage waren seltsam. Einerseits total normal, alles geht seinen gewohnten Gang, andererseits die Termine beim Psychologen und der Therapeutin am Montag und Dienstag. Beim Psychologen war ich, weil ich eine Überweisung zur Logopädie wollte, meine Therapeutin kann nichts verschreiben. Lustigerweise kam er selbst darauf zu sprechen. Nun ich hab's ja nötig 😁. Am nächsten Tag also zur Therapeutin. Zwei Tage an denen ich von der Arbeit um 15 Uhr gegangen bin, mich im Auto! umgezogen und geschminkt habe und beide Male gerade noch rechtzeitig angekommen bin. Ja, das ist Stress pur, der hoffentlich bald vorbei geht.

Am Mittwoch habe ich dann beim Endokrinologen angerufen. Ja, das Ergebnis von der Chromosomenanalyse ist da und es spricht nichts gegen den Beginn der Hormontherapie. Mir wurde heiß und kalt. Wahnsinn, wie lange habe ich nur darauf gewartet. Nun warten musste ich noch bis zum nächsten Tag. Ich überlegte, wie ich es wohl am besten machen könnte das Rezept abzuholen. Nochmal um 15 Uhr gehen in einer Woche wollte ich nicht. So schaute ich nach wann die Praxis öffnet. Das war um 8 Uhr. Die Apotheke gegenüber allerdings erst um 8:30. Nun gut. Ich tue in der Firma an und sagte ich komme etwas später. So konnte ich mich Zuhause zurecht machen, den Rest machte ich auf dem Weg im Auto in einer Parkbucht. Nun der morgendliche Berufsverkehr war wie üblich dicht aber ich kam fast pünktlich an um mein Rezept und den Einnahmeplan in Empfang zu nehmen. Ich machte auch gleich den ersten Kontrolltermin aus. Als ich fertig war hatte die Apotheke noch nicht offen. So fuhr ich in ein nahes Einkaufscenter. Die öffnet dort ebenfalls schon um 8 Uhr. Dann fuhr ich auf einen großen Parkplatz und aus Andera würde wurde wieder ein Mann, fertig für die Arbeit im Büro. Dort angekommen nahm ich also zum ersten Mal die beiden Tabletten. Ganz ohne feierliche Zeremonie und einfach nur mit Wasser. Trotzdem war ich glücklich damit. Nun ja, es war ja auch nicht unbedingt damit zu rechnen, dass irgend etwas passiert. Ich halte euch auf dem laufenden...

Dienstag, 2. April 2019

5 Wochen warten

Wie die Zeit vergeht. 5 Wochen und 1 Tag ist es schon wieder her, als ich beim Endokrinologen mein Blut für die ganzen Tests gelassen habe. Nach 2 Wochen waren ja auch die ersten Ergebnisse mit positivem Ergebnis da. Was fehlt ist der Chromosomen Test. Und ja, Langsam werde ich doch ungeduldig. Die erste Zeit war das nicht so. Da hab ich mich auch drauf eingestellt dass ich länger warten muss. Aber jetzt, so kurz davor bzw nach so langer Zeit bin ich doch ziemlich nervös. Das dumme an der Sache ist, wenn das diese Woche nichts mehr wird, geht es die Woche darauf auf jeden Fall auch nicht, da ich dann eine Woche auf Geschäftsreise bin. Hurra. Und dann sind schon fast Osterferien. Wer weiß, ob der Endokrinologe da nicht Urlaub hat.

Und sonst? Ich war draußen. Immer öfter in letzter Zeit. Nein, normal ist das noch nicht, für mich gibt es immer noch viele erste Male. Das ist noch ganz spannend. Klar, alles was ich hier so erlebt habe, habe ich in männlicher Form ja schon x  Mal gemacht. Aber trotzdem ist das anders. Vieles ist einfach besser.

Letzte Woche war ich das erste Mal mit einer alten Freundin in einem Café. Sie kennt mich ja schon lange, aber da hat sie mich zum ersten Mal richtig als Frau gesehen. Ich war bislang auch noch nicht in einem Cafe gewesen. Einkaufen ist das eine, da gehst Du in ein Geschäft,schaust dir was an. Alle schauen sich was an, da fällst du nicht auf. Aber im Café sitzt du am Tisch und bleibst. Aber, was soll ich sagen, es war eine schöne Stunde.

Und dann, zwei Tage später berichtete mir eine Facebook Freundin, dass eine ihrer Freundinnen für 2 Tage in Nürnberg ist. Ich war neuguerig und fand sie auch schnell auf Facebook. Aus lauter Blödsinn schrieb ich auf ihrer Seite herzlich Willkommen in Nürnberg. Ja und so kam es, das wir uns kurzfristig für ein Treffen in Nürnberg verabredeten. Ich packte morgens alle meine Sachen ins Auto, beendete die Arbeit kurz nach 15 Uhr. Nachdem ich mich umgezogen hatte und einen Parkplatz gegenüber im Parkhaus von ihrem Hotel gefunden hatte holte ich sie im Hotel ab.
Ich war schon ziemlich gespannt wer da kommt, aber es wurde eine wirklich lustige Zeit. Wir verstanden uns sofort sehr gut, nicht nur weil wir ein großes Thema haben, das verbindet. Wir liefern also vom Bahnhof durch die Innenstadt zum Hauptmarkt und dann zu einem Cafe. Es war ja schön warm draußen und so nahmen wir an einem Tisch außen platz, direkt oberhalb der Pegnitz. Die Bedienung war sehr freundlich und brachte uns zwei Cappuccino. Wir unterhielten uns über dies und das, erzählten uns von unseren Erlebnissen und kleinen Pannen die wir so oder so gleich erlebt haben. Offensichtlich sind wir Menschen, auch wenn wir weit von einander leben nicht so verschieden wie das einige meinen. Nach dem Cappuccino machten wir uns auf den Weg in ein Nürnberger Traditionsgasthaus, das Heilig Geist Spital. Auch hier war das Personal sehr freundlich und zuvorkommend. Es war wirklich ein sehr lustiger Abend und ich bin froh sie kennen gelernt zu haben. Auf dem Weg nach Hause musste ich mir dann wieder einen ruhigen Platz suchen um wieder in die männliche Rolle zurück zu kommen. Dies viel mir diesmal noch viel schwerer als sonst. Es ist wirklich nicht einfach zwei verschiedene Leben gleichzeitig zu führen. In welcher schlechten Boulevard Komödie spiele ich da nur die Hauptrolle?