Donnerstag, 8. März 2018

Harte Realität

Ich kann langsam Sportler verstehen, die nach einem Sieg sagen, sie können das im Moment noch gar nicht realisiert, das kommt noch in einen paar Tagen. Und es ist tatsächlich so. War der Freitag für mich doch seltsam normal, ja als wäre ich schon immer so gewesen, rein emotional betrachtet, so habe ich heute Morgen im Auto erst richtig begriffen, was ich da eigentlich gemacht habe. Es war nichts weniger, als das ich mich selbst überwunden habe, wissend, spätestens nach aufsetzen der Perücke, dass es keinen Weg zurück gibt, wenn ich abends ins Konzert will, egal was auch passiert. Und ich bin jetzt ein klein wenig stolz auf mich. Darf ich auch Mal sein, oder?
Aber leider, leider ging dieser Tag viel zu schnell zu Ende und was bleibt sind etliche Fotos und schöne Erinnerungen an einen ganz besonderen Tag in meinem Leben, an dem so vieles das aller erste mal war. Vergessen werde ich den Tag bestimmt nie. Und ich hoffe, dass das erst der Anfang war.
Aber im Moment ist das alles nur ein großer Traum dessen Erfüllung in den Sternen steht. Denn was so einem schönen Tag folgt war der totale emotionale Absturz am Sonntag. Ich wachte auf, weil meine Frau neben mir so sehr weinte. Sie weiß ja nichts von meinem Ausflug als Frau und hätte ich ihr davon erzählt, ich weiß nicht was dann jetzt wäre. Für sie ist es eh schon so schlimm, immernoch. Und ihr tut alles weg, sie schläft nicht, mach sich ständig Sorgen und dann, ausgerechnet dann habe ich auch noch einen schönen Tag. Und das war dann zu viel für sie. Damit war der ganze Tag gelaufen. Sie hat sich nur ganz langsam leicht beruhigt. Aber so richtig wird das nicht und das bereitet mir große Sorgen, da dieser Zustand nun schon so lange andauert und insgesamt gesundheitlich bestimmt nicht gut ist. Weder für sie noch für mich. Aber es ist auch nicht leicht, wenn man vor so schweren Entscheidungen steht. Wir wissen beide was die nanächst Schritte wären, aber wir scheuen die Konsequenzen, weil sie bedeuten, dass wir uns verlieren, uns und unser gemeinsames bisheriges Lebens weil sie nicht mit einer Frau zusammen leben kann, weil sie nicht mit einer Transfrau auffallen will. Und ich? Ich will aber mit ihr zusammen diesen Weg gehen. So leben wir nebeneinander im unsicheren Status Quo, jeder auf seine Wunder hoffend und wissend, das es das nicht gibt. Sich dieser Realität zu stellen sind wir leider im Moment nicht in der Lage.
Die Realität ist leider schwieriger als man denkt und es sich wünscht.

Wie geht's weiter? Keine Ahnung. Fortschritte gibt es ja nicht. Ich kann nur hoffen, das sich meine Frau wenigstens dazu durchringen kann endlich Hilfe von außen anzunehmen. Bis dahin führe ich mein Doppelleben weiter. Das ist auf Dauer unbefriedigend und eine Wiederholung wie am Freitag gibt es vielleicht auch nicht so schnell. Aber ich versuche positiv zu bleiben und das Beste daraus zu machen. Im April fliege ich für zwei Tage beruflich nach Paris und ich habe da jetzt so einen Plan. Und den werde ich genau so verfolgen, wie ich das mit München gemacht habe. Aber jetzt brauche ich auch was für einen Frühlingsabend in Paris. Wenn das nicht verlockende Aussichten sind? Drückt mir die Daumen, das es kein Geschäftsessen abends gibt...

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