Freitag, 17. April 2020

Und dann kam Corona...

Wenn es für ein persönliches Einzelschicksal schon bescheiden läuft, dann kann es nur noch besser werden? Oder einfach nur noch viel schlimmer.

Ich hab lange überlegt, ob ich was zu dem Thema schreibe, aber es beschäftigt ja die ganze Welt.

Nun mich hat Corona extrem getroffen. Nicht weil ich bislang selbst erkrankt bin, außer es war so mild verlaufen, dass ich es nicht bemerkt habe. Nein ich bin wie so viele dennoch ein Opfer geworden.

Zuerst einmal, beruflich. seit 23.3. bin ich bis auf 4 Tage zuhause. Zuerst bis Ende März ein verordneter Urlaub, danach seit 1.4. in Kurzarbeit. Im April habe ich ganze 3 Arbeitstage. Die habe ich seit Mittwoch, 15.4. hinter mir. Wie es ab Mai weiter geht weiß im Moment noch niemand.

Dann natürlich das mit Corona verbundene OP Verbot für alle planbaren Operationen die nicht notwendig sind. Offensichtlich ist davon auch die Klinik betroffen zu der ich zur GAOP wollte. Ab Ende April kann ich dort anrufen und fragen, ob sie wieder Termine vergeben dürfen.
Das war für mich der bislang größte Tiefschlag. Emotional hat mich das extrem mitgenommen. Ich mach mir jeden Tag tausend Gedanken darüber. Es ist vielleicht für außenstehende schwer nachvollziehbar, aber für mich ist es eine Katastrophe. Einfach weil ich so viele Jahrzehnte darauf gewartet habe, die letzen Jahre nur darauf hin gelebt habe. Ich hab ja alles was mir etwas bedeutet hat verloren. Ja ich habe mich und mein Leben gewonnen, aber trotzdem ist das für mich schwer. Ich fühle mich manchmal doppelt und dreifach bestraft. Seit 2017 habe ich versucht mein Leben so zu leben wie es richtig gewesen wäre. Bin viele kleine Schritte gegangen, habe mich aus Rücksicht zurück gehalten und könnte alles schon hinter mir haben. Ich habe die Freundschaft zu meiner Ex dafür bekommen. Ich will also nicht klagen, über das was war und das was hätte sein können. Trotzdem ist das natürlich leider mit im hintersten Hinterkopf und  mag meine Stimmung jetzt erklären.

Es ist halt alles negative voll auf einmal zusammen getroffen. Corona, OP Verbot, Kurzarbeit und die Unsicherheit ob es die Firma überstehen wird. Und auch der 2. Gutachtertermin für das Verfahren zur VÄ/PÄ erst am 1.7. bereitet mir mehr und mehr Sorgen. Was ist wenn es die Firma nicht schafft? Wenn ich arbeitslos werde? Mich mit meinem alten Vornamen irgendwo bewerben? So gut wie aussichtslos. Und selbst wenn ich eine neue Arbeit finden würde. Kann ich dann, falls das OP Verbot doch eher gelockert würde, mich dieser OP unterziehen, wenn ich gerade neu angefangen habe? Also das würde wieder bedeuten, dass es zu ewig langen Verzögerungen kommt. Ich will gar nicht daran denken, aber es macht mir großes Kopfzerbrechen. Es ist einfach alles so unsicher geworden.

Corona bedingt fällt leider auch die Laser-Epilation des Bartes aus. Das letzte mal war am 12.2. also vor zwei Monaten. Jetzt kommen jeden Tag mehr von den inaktiven schwarzen Haaren zum Vorschein, was ein Überschminken wieder sehr aufwendig macht. Da ist es schon fast ein Voreil, wenn ich nicht raus muss. Denn irgendwann kannst du drauf tun was du willst, das schwarz ist einfach sichtbar, spätestens wenn es zu lang wird. Je nach dem wann ich mich morgens rasiert habe, aber irgendwann am Nachmittag wird es sehr auffällig. Daheim spielt das keine Rolle, aber wenn ich dann doch mal wieder in die Arbeit muss um so mehr, oder wenn ich nach der Arbeit einkaufen fahre. Gut ich habe einen kleinen Batterierasierer dabei und nochmal drüber schminken geht aber schön ist das nicht. Auch aus diesem Grund hoffe ich, dass sich endlich mal wieder etwas ins positive entwickelt, gerade weil das Gesicht in den ersten Wochen nach der letzten Epilation so schön anschauen ließ, bis auf die Problemstellen zwischen Kinn und Lippen. Da sind leider ziemlich viel farblose dicke Haare und die gehen mit dem Laser nicht weg. Und sobald lasern nichts mehr nutzt wollte ich zur Elektro-Epilation. Aber das verzögert sich ja nun auch alles weiter und weiter...

Dazu kommt die große Einsamkeit. Ich bin einfach alleine. Habe im RL durch meine Vergangenheit keine Freunde oder Bekannten mehr. Ich hatte auch deshalb mich ja auch überwunden und bin in diesem Jahr zu den Selbsthilfegruppen gegangen um einmal unter Leute zu kommen und natürlich auch um andere kennen zu lernen. Aber das ist ja jetzt auch nichts mehr.

Auch ist alles, was mich früher abgelenkt hat weggefallen. Kein Shoppen in der Stadt oder eine Fahrt in ein  Outlet, keine Tagesausflüge, kein Essen gehen, kein Kino, eine Vorfreude auf einen Urlaub an meinen Sehnsuchtsplätzen. Nichts dergleichen. Ich weiß das es vielen ähnlich geht und solange man noch gesund ist sollte man nicht nur jammern, aber ich bin seelisch genommen kaputt. Mir fehlt einfach alles so sehr. Mir fehlt die Nähe zu einem geliebten Menschen. Einmal wieder in den Arm genommen zu werden und noch viel mehr. Ich darf nicht darüber nachdenken. Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch gerne mal alleine war, aber das ist etwas anderes. Jetzt bin ich einsam. Freunde in den sozialen Medien haben ist schön, aber es ersetzt nicht.

Zur Zeit ist halt alles auch recht eintönig und sehr eingeschränkt. Das Leben beschränkt sich auf wirklich weniges. Hauptsächlich auf nichts. Ich hab anfangs gedacht, schön, dann komme ich mal zur Ruhe. Ich hätte es echt nötig gehabt nach all der Zeit. Aber durch das oben beschriebene ist das nicht möglich. Ich schlafe schlecht, immer viel zu kurz, wenn man nur den Schlaf in der Nacht nimmt. Ich wach meist gegen 3 oder 4 auf. Manchmal schlafe ich gegen 5 nochmal ein. Damit ich nicht gar verlottere mach ich mich, auch wenn ich es nicht müsste jeden Tag im Bad so zurecht, als ob ich in de Arbeit gehen würde. Somit bin ich zumindest eine Stunde beschäftigt. Dann mach ich mir meinen Kaffee. Manchmal sitze ich dann am Esstisch und lese dabei. Bin ich früh genug auf, dann fahre ich einkaufen. Oft um einfach nur mal raus zu kommen und Menschen zu sehnen. Dienstag war ich so in 4 Discountern und 2 zwei Drogeriemärkten. Viel habe ich nicht gekauft, ok ich war auch wegen ein paar Angeboten unterwegs, aber das war eher Nebeneffekt. Aber andererseits will ich auch nicht zu oft Einkaufen gehen. Wenn es nicht unbedingt sein muss, dann muss ich nicht raus. Irgendwann sitze ich dann wieder vor dem Fernsehr oder lese etwas auf dem Sofa. Dann gibt es etwas Ablenkung, Mittagessen machen. Und weil das Wetter so schön ist verbringe ich die nächsten Stunden meist auf dem Balkon. Am Anfang noch ohne Sonnenschirm, und ich kann sagen, da wurde es mir dann noch bald viel zu warm. Wenn ich das schon sage... Spätestens ab 16:30 bin ich dann wieder in der Wohnung. Oft hab ich dann extremen Hunger und kann nicht widerstehen mir etwas zu Essen zu machen... Danach bin ich meist sehr müde und schlafe 1 bis 2 Stunden auf dem Sofa. Dann erstmal total durchgedreht wache ich auf. Telefoniere mit meiner Ex, schaue Fern bis ich wieder einschlafe, wache irgendwann auf und schleppe mich ins Bett. Und so geht das fast jeden Tag. Ich versuch aber auch möglichst früh aufzustehen, damit ich nicht ganz aus dem Rhythmus komme. Nur mich wundert, dass ich trotz des vielen nicht viel tun, dass ich dennoch jeden Tag total erschöpft bin. Aber wahrscheinlich nimmt mich dass alles so sehr mit das es einfach so ist. Ich hoffe jeden Tag, dass sich endlich was ändert, aber das tut es leider nicht. Wie soll das so weiter gehen?
Ich bin froh, das ich wenigsten noch zu meiner Therapeutin kann. Richtig gebraucht hab ich sie ja nicht, wenn ich ehrlich bin, aber zur Zeit eben doch. Ich habe die letzten Monate ja Termine im Abstand  von 3 bis 4 Wochen gehabt, aber weil es mir zunehmend schlechter geht, haben die sich erst auf 2 Wochen und jetzt auf eine Woche verkürzt. Ja sie macht das immer noch persönlich. Allerdings öffnet und schließt sie jede Tür, so dass man nichts anfassen muss und wir sitzen jetzt noch weiter auseinander als zu vor auch schon. Aber das ist OK so. Wir wollen ja alle gesund bleiben...



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