Sonntag, 26. September 2021

Der lange Weg zum Brustaufbau Teil 1

 Brustaufbau - wie sich das anhört und wo fange ich am Besten an zu dem Thema? Es gab Zeiten in meinem Leben, da habe ich einen Brustaufbau immer kategorisch abgelehnt. Ja, ich gebe zu, ich habe manche Frauen nicht verstanden, die sich für eine größere Brust operieren lassen. Ich gebe zu, ich konnte mich nicht in ihre Lage hineinversetzen. Und ich hatte oft die extremen Ergebnisse im Kopf von viel zu großen Brüsten. Das hat mich auch immer abgeschreckt für mich selbst. Als ich mit der HRT im April 2019 angefangen habe war ich, was das Thema Brustaufbau betrifft sicherlich etwas blauäugig, oder sagen wir, ich war sehr hoffnungsfroh gestimmt, das mit der Einnahme der Hormone die Natur es schon richten würde und ich dadurch die Brüste bekommen würde, die zu mir passen. Wie groß sie werden würden war mir da ziemlich egal, ich wollte einfach meine natürliche Größe bekommen. Anfangs war es ja auch so, dass nach ein paar Wochen die Brüste leicht anfingen zu wachsen und es gab die typischen Schmerzen da. Oh ich erinnere mich, wie weh das tat wenn man dann auch noch mit irgendwas kollidierte. Und gerade in dieser Phase tat ich das oft... Nun Schmerzen hörten wieder auf. Allerdings auch das Wachstum. Alles was kam waren leichte Erhebungen, mehr nicht. Ich dacht, ja das wird schon noch, gib ihnen einfach Zeit sich zu entwickeln. Ich hatte auch ein für mich viel wichtigeres Ziel das ich erreichen wollte und das war die VÄ/PÄ und natürlich die GaOP. Beides erfolgte 2020 und auch die Korrektur OP ist nun schon ein halbes Jahr her. Man hatte mir einmal gesagt, nach der GaOP gibt es nochmal einen Schub durch die Hormone. Nun ich zumindest habe davon nicht viel erlebt. Die Wirkung der Hormone bei mir ist, nun sagen wir mal so überschaubar. Mein Gesicht wirkt, wenn es geschminkt ist ganz OK, aber ungeschminkt? Ich weiß nicht. Und die versprochene Fettumverteilung? Nix, echt nix. Bei mir hat nur der Bauch richtig zugenommen. Die beiden OP's haben 6 kg mehr bedeutet und das ist die negative Folge der Hormone, ich komme davon kaum runter. Also die Fettumverteilung hat nicht stattgefunden und infolge dessen gab es auch kein nennenswertes Brustwachstum. Ich habe, nachdem es für mich in 2020 bereits abzusehen war, dass da nicht viel mehr passieren wird mich im Lauf der Monate mit dem Gedanken beschäftigt, mich einem Brustaufbau zu unterziehen, auch wenn dies eine weitere OP bedeutet und somit weitere Schmerzen und weitere Risiken. Ich musste leider auch feststellen, das mich das Ausbleiben des Wachstums immer mehr mitgenommen hat. Ich denke für eine trans Frau ist das Thema Brust auch noch einmal ein sehr spezielles Thema. Ich kann es nicht genau in Worte fassen, aber es ist halt schon extrem wichtig. Ich behelfe mir halt noch immer mit Silikoneinlagen in den BH. Das geht fast immer, aber ich bin bei der Wahl der Bekleidung dennoch eingeschränkt. Selbst eine Bluse fürs Büro kaufen ist da schon schwer, sind die meisten Blusen doch mit einem für mich zu tiefen Ausschnitt. Da blickt man halt auf eine flache Brust. Das trifft eigentlich auf jegliche Kleidung zu, die einen tiefen Ausschnitt hat. Noch schlimmer ist es dann, wenn es um Badebekleidung geht. Einen Bikini kann ich da gar nicht anziehen, bei Badeanzügen musste ich dieses Jahr auch lange suchen, bis ich einen fand. Gut, ich war eh nicht dort, wo man einen Bikini anziehen könnte, außer auf meinem Balkon, wo mich eh niemand sieht. Aber die Zeiten werden sich auch mal wieder ändern, hoffe ich und dann? Ja und so fragte ich im April 2021 bei der Barmer an, was ich den für Unterlagen einreichen soll um einen Brustaufbau genehmigt zu bekommen. (Trans Frauen steht ein Brustaufbau zu, wenn es zu keinem Brustwachstum gekommen ist, bzw. die Brust unter Körbchengröße A ist). Gut bis hier in ging es recht schnell, nach wenigen Tagen hatte ich ein Schreiben erhalten, aus dem hervor ging was sie benötigen. Das sind ein Antrag zur OP, ein ärztlichen Schreiben mit Fotodokumentation Unterschrift und Stempel und das alles von der Klinik in der die OP vorgenommen werden soll. Einzige Bedingung der Kasse, die OP muss in einer Klinik erfolgen, die mit der gesetzlichen Krankenkasse abrechnet. Ich dachte da bei mir, gut dann wird das ja nicht so schwer werden und die Kasse wird ja wieder mit ihrer Entscheidung über den Antrag so schnell sein wie beim ersten mal. Ach ja, sie teilte mir auch mit, dass die Unterlagen die ich beifüge in einen verschlossenen Umschlag kommen und das ganze an den Medizinischen Dienst zur Begutachtung geht. OK, kein Problem damit, ist halt so. Ich vereinbarte in 3 Kliniken einen Vortermin. Den ersten hatte ich Anfang Juni im Südklinikum in Nürnberg in der ambulanten Sprechstunde. Das alles war recht angenehm und die junge Ärztin ging auch auf alle meine Fragen und Wünsche ein. Nach dem Besuch hatte ich ein gutes Gefühl. Sie sagte mir, dass ich die Unterlagen Ende der nächsten Woche haben sollte. Gut es wurden mehr als zwei Wochen daraus, aber immerhin war das Schreiben und die Bilder alles OK. Ende Juni hatte ich dann das nächste Gespräch im Uni Klinikum Erlangen. Das machte eine junge Assistenzärztin, die zwar ganz nett war, aber die meinte Fotos machen wir hier nicht, nur einen Bericht und wenn der MD das will kann er ja auf uns zukommen. Super. Ich weiß, dann wird dies nichts. Interessant war, dass mir beide Kliniken jetzt was anderes sagten, wie die Implantate gelegt werden. Die einen meinten es wäre besser unter den Brustmuskel, die anderen meinte über den Brustmuskel... Das 3. Gespräch hatte ich Anfang Juli in einer Klinik in München, aber die sind schon aus dem Rennen ausgeschieden. Am Montag drauf schickte ich per Post die Unterlagen an die Kasse. Mehr als eine Woche später erreichte mich ein Brief, in dem sie mir mitteilten, das die Unterlagen an den MD geschickt werden müssen und das die Entscheidung abgewartet werden müsse. Nach 6,5 !!! Wochen erhielt ich einen Brief von der Kasse, in dem sie mir mitteilten, dass der MD noch zusätzliche Unterlagen von meiner Endokrinologin benötigen würde und das ich diese innerhalb einer Woche nachreichen muss. Das ganze ist schon sehr grenzwertig, weil über den Antrag innerhalb von 5 Wochen entschieden sein muss, wenn der MD eingeschaltet ist. Ich rief bei der Kasse an und fragt, wie ich innerhalb von so kurzer Zeit die Unterlagen bekommen solle, wo sie sich doch so lange Zeit gelassen haben. Man teilte mir mit, dass ich höchstens ein paar Tage länger Zeit hätte, sonst müsste ich den Antrag zurückziehen und neu stellen, oder Widerspruch einlegen, was dann allerdings Monate dauern würde bis darüber entschieden ist. Ich machte meinen Unmut über so etwas sehr deutlich. Ich rief dann bei meiner Endokrinologin an und versuchte mein Glück. Diese hatte aber in der Woche noch Urlaub. Ich durfte aber das Schreiben der Kasse vorbei bringen damit man es der Ärztin am Montag vorlegen könne. Diese rief mich auch am Montag um 19 Uhr an. Natürlich war sie nicht begeistert darüber. Ich sagte ihr das auch ich ziemlich erbost über die Kasse wäre. Sie sagte dann das sie mir die unterlagen schon schreien würde allerdings müsse sie mich dazu auch sehen. Zum Glück bekam ich am darauf folgenden Mittwoch kurzfristig den Termin und am Freitag schon konnte ich die Papiere abholen. Dies scannte ich ein und sendete sie per Mail an die Kasse. Ich wurde nachmittags zurück gerufen, das die Unterlagen an den medizinischen Dienst weitergeleitet werden. Ich muss mich aber noch gedulden, weil es ist ja immer noch Ferienzeit. Holla? Ist da zu glauben? Sie lassen sich 6,5 Wochen Zeit, geben mir eine Woche Frist für die Unterlagen, die ich einen Tag nach Ablauf eingereicht habe und ich soll mich schon wieder mehr als eine Woche gedulden??? Mittlerweile sind 2 Wochen vergangen und ich habe nichts von der Kasse gehört. Ich komme mir hier schon reichlich veralbert vor. Wenn sie jetzt noch den Antrag ablehnen habe ich die ganze Zeit seit April verschenkt und könnte die OP schon hinter mir haben, dann hätte ich sie nämlich selbst bezahlt. Ja, ich war auch in der Woche nachdem ich das Schreiben von der Kasse bekommen hatte in einer Privatklinik in Nürnberg zur Beratung. Dort würde mich die OP 9.800 EUR kosten zuzüglich Folgekosten in den kommenden Jahren... Ja ist ein teurerer Spaß, den ich hoffe vermeiden zu können. Aber das Verhalten der Kasse finde ich absolut untragbar. Ich bin schon am überlegen, ob ich nicht nach einem möglichen Erfolg der Brust OP die Kasse wechsele. Manchmal muss man einfach die Konsequenzen ziehen. Ist einfach traurig einen so lange hängen zu lassen, aber von mir verlangen die Unterlagen in kürzester Zeit nach zu reichen und dann wieder so einfach zu sagen, jetzt müsse ich aber nochmal länger warten. Das ist einfach nicht fair.

Mittlerweile sind 2,5 Wochen vergangen, das die Kasse meine Unterlagen angeblich an den MD weiter geleistet hat. Natürlich gab es bislang noch keine Entscheidung. Somit sind insgesamt 9 Wochen vergangen. Was für ein Verhalten ihren Versicherten gegenüber.

Und wieder ist viel Zeit ins Land gegangen. Es sind am Freitag genau vier Wochen gewesen, seit die nachgeforderten Unterlagen an dem MD von der Kasse gesendet wurden. Ich hatte am Mittwoch dort angerufen und nachgefragt. Als ich vor 5 Wochen um eine Verlängerung der Abgabefrist gebeten hatte, weil eine Woche für mich zu kurz sei, sagte man mir dann solle ich einen Neuantrag stellen, das dauert dann 3 bis 4 Wochen, wenn ich Unterlagen nachreiche geht es viel schneller. Ich frage mich, was die unter schneller verstehen? Zeitnah über Anträge entscheiden kann da jedenfalls nicht mit gemeint sein. 

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